Deutschland: Interesse am Bloggen?
Die über den Deutschen Depeschendienst gelaufene Meldung “Deutsche interessieren sich nur wenig für Weblogs” unterstellt den Deutschen einen Mangel an Interesse an den anscheinend unpopulären neuen Medienformen der Weblogs. In der Mitteilung, die ich im Querdenker aufschnappte, wird außerdem folgendes behauptet:
Nur acht Prozent der hiesigen Internet-Nutzer betreiben ein eigenes Blog.
In Frankreich sind es 25 Prozent und in Dänemark 20 Prozent der Internet-Nutzer, die Weblogs für ihre Zwecke nutzen, in Europa sollen es ganze 15 Prozent sein. Genaue Zahlen über die “Internet-Nutzer” als Anteil der Gesamtbevölkerung kann ich derzeit nicht liefern, jedoch konsultiere ich die Wikipedia um einen Gegenvergleich zu tätigen - nehmen wir einfach die prozentualen Anteile der Gesamtbevölkerung und rechnen einmal die subjektive Masse aus:
- Europa: 680.000.000 mit 15% = 102.000.000
- Frankreich: 60.656.178 mit 25% = 15.164.044
- Deutschland: 82.310.000 mit 8% = 6.584.800
- Dänemark: 5.447.084 mit 20% = 1.361.771
Die Reihenfolge schaut dann schon ein wenig anders aus. Traue keiner Studie, die Du nicht selbst gefälscht hast! Ich bin ja mal gespannt, wie die nackten Zahlen aussehen, wenn jemand dazu die entsprechenden Werte für den Anteil der Internet-Nutzer an der Gesamtbevölkerung liefert… denn wenn es nun wirklich 6,5 Millionen aktive Deutsche Weblogs wären, würde ich Luftsprünge machen!
… und überhaupt …. ich habe - wenn das Gespräch drauf kam, wie es mir geht, was ich so mache etc. etc. und ich sagte “Kannste alles im Blog nachlesen”, noch NIE jemanden gefunden, der von sich aus sagte “Ich besuch Dich mal im Blog” - es kam bislang IMMER die Variante “Was ist das denn?”
Und irgendwie kamm ich mir nach der Erklärung was ein Blog ist, wie ein Außerirdischer vor oder zumindest reif für’n Psychiater - aber dazu sag ich jetzt nix ;-)
Anteil der deutschen “Internetnutzer” laut ARD/ZDF-Online 2006 (http://www.daserste.de):
Das wären dann umgerechnet fast 4 Millionen deutsche Weblogs…
@Stef - Stimmt, viele vor allem Menschen ohne Netzaffinität aus meinem Bekanntenkreis kennen sich da nicht aus. Webseiten? Ja, das zum Ausdrucken im Internet. :D
@Stefan - Ich bin begeistert. Fast 4,75 Millionen deutsche Blogs?! Und wir sind ein Teil davon… bombastisch. Zählen wir noch die Myspace-Seiten und Profildinger dazu, die auch immer ein Blog anbieten, aber meistens von jüngeren Internet-Nutzern genutzt werden, sind wir ja vielleicht doch bei 6,5 Millionen und ich kann meine Luftsprünge machen… ;)
Aua Mike, eure Rechenbeispiele tun irgendwie weh.. ;-)
Stefans Zahlen mit den 38 Mill. Internetnutzer meine ich auch schon gelesen zu haben. Davon 8% Deutsch-Blogger sind bei mir schlappe 3 Mill.
Ich denke, es geht auch weniger darum, Zahlen “zurechtzubiegen”, sondern um das Ergebnis der Erhebung, das Deutschland in Europa nun mal das Bloggerschlusslicht ist. ;-)
Sunny muss ich teilweise zustimmen, ist manchmal erschreckend, auf wieviel Unwissenheit es bezüglich Weblogs in der Bevölkerung gibt…
Nicht lachen, es ist Ernst: ich habe bei einer Bewerbung in einer IT-Marketing-Firma auf Daten in meinem Blog hingewiesen. Der Chef fragt mich, ob ich ihm diesen sog. Blog nicht als PDF-Datei schicken könne *gg*
Was für ein Zahlen-Chaos - natürlich sind 8% von 38,6 Millionen gerade mal 3 Millionen (nach meinem Taschenrechner, den ich eben wohl nicht richtig bedienen konnte). Natürlich nur dann, wenn die Zahlen der Studie exakt sind ;)
Oh ja - ich habe auch den 59,5er als Grundlage für den Kommentar genutzt ;) Ooops… Sonntag!
Wenn ich so z.B. in meinem geräumigen Verwandtenkreis, deren Protagonisten man über die Generationen hinweg sicherlich als ganz gewöhnliche Internet-Nutzer bezeichnen kann, herumforsche und feststelle, dass z.B. “Wikipedia” ein völlig unbekannter Begriff ist, oder dass die Frage aufkommt, wer denn da jeden Tag diese vielen Tausend neuen Seiten auswählt und ins Google eingibt (und wer das denn überhaupt alles bezahlt?), dann wundert mich die rote Bloglaterne für deutsche Internetnutzer gar nicht.
Ich denke eher, dass die große Mehrzahl das Internet überhaupt nicht zur Informationsgewinnung nutzt - insofern man Last-Minute-Reisebuchung, Ebay-Geschäftchen und Online-Einkauf sowie Webmail eben nicht als Informationsgewinnung bezeichnet.
Ich stelle das tatsächlich immer wieder fest, dass das Internet gar nicht zur Erzielung und Bereicherung von Information und Wissen genutzt wird. Dieses Füllhorn scheint einfach brach zu liegen.
Ich schätze, die Frage nach Blogs fördert bei den meisten Internetnutzern bestenfalls die Gegenfrage zu Tage:
“Und was habe ich davon, was bringt mir das?”
Und was das Bloggen selbst angeht, vermute ich stark, dass den meisten Leuten der Gedanke völlig fremd ist, anderen (vor allem einer weitgehend anonym bleibenden Leserschar) etwas erzählend mitzuteilen - aus ihrem Leben, von ihren Erlebnissen, Erwartungen, Meinungen…
[...] wenig, das Bloggen will partout nicht abheben im Agrarstaat Germany… mehr dazu beim Mike Trackback-URL Gelesen: 1 heute: 1 [...]
Internetmündigkeit — das ist das Problem!
Die meisten deutschen Internetnutzer sind doch gar nicht “internetmündig”. Wenn ich Freunde, oder etwa meine Eltern im Internet “herumstolpern” sehe, da denk ich mir, dass ein Großteil der Internetnutzer überfordert ist. Gerade was die Handhabung von Werbung, oder Spamemails anbelangt.
Blogger sind noch eine relativ seltene Spezies, wohl auch, weil der deutsche ein eher “privater” Mensch ist — und “Schwierigkeiten” hat, sich nach außen zu zeigen und zu öffnen und seine Meinung zu vertreten.
Das das Bloggen sehr viel kreative Energie mit sich bringt, ist vielen wohl nicht bewusst!
in frankreich ist ja yahoo anscheinend noch der letzte schrei bzw msn und da zählt wohl jeder popelige msn-spaces zwangsaccount mit als blog, insofern wird ich das wohl eher als emanzipation der deutschen Internetnutzer deuten alles über 5 million in D halt ich momentan für maßlos aufgebauscht. kann sein ich lieg grandios daneben.
Ich kann das Unwissen über Blogs nur bestätigen. Ich bin Azubi im Informatik-Bereich, bin also auch in einer Berufsschulklasse voller junger Internet-Intensivnutzer. Ich bin der einzige, der einen Blog hat und als dies in der Klasse bekannt wurde, hatte etwa die Hälfte der Leute keine Ahnung, was denn überhaupt ein Blog sein soll. Das fand ich dann doch ziemlich erschreckend. Erschreckend sind auch die Leute, die mich darauf ansprechen, dass sie Einträge auf meiner Seite nicht wiederfinden, die eine Woche zuvor noch auf der ersten Seite ganz oben zu finden waren und jetzt verschwunden sind. Ich könne das neue ja auch immer unten anhängen, dann fällt das Nachlesen auch einfacher. ;)