Telagon Sichelputzer

The World After Advertising

In wenigen Tagen ist es soweit: Am 25.11.2010 treffen im Rahmen des internationalen Kongresses „The World after Advertising“ in der Düsseldorfer Rheinterrasse Visionäre und Vorreiter der Werbeindustrie auf Entscheider aus Unternehmen und Agenturen entlang der Werbe-Wertschöpfungskette. Für den Standort Nordrhein-Westfalen wird mit diesem Kongress ein ziemlich guter Jahresabschluss stattfinden. Auch ich werde mit von der Partie sein und hoffe auf spannende Gespräche.

Zudem kann ich von meinem Arbeitgeber sevenload auch einen kleinen Anreiz bieten. sevenload lädt Euch ein, auf diesem Event neue Impulse für eine nachhaltige Positionierung im digitalen Zeitalter zu gewinnen.

Ihr könnt auf dem Event natürlich die Referenten kennenlernen und erfahren, wie ihre erfolgreichen Werbestrategien der Zukunft aussehen. Fragen lohnt sich immer! :)

Hier ein kleiner Auszug aus der Referentenliste

  • Arndt Groth, Präsident des Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.
  • Amir Kassaei, Chief Creative Officer der DDB Group Germany
  • Axel Schmiegelow, Geschäftsführer des Social Video Networks sevenload.com
  • Ken Doctor, US-Medienanalyst und Buchautor
  • Madlen Nicolaus, Social Media Manager EAMER von Kodak
  • Martin Meyer-Gossner, Strategic Marketing Services Director von IDG Global Solutions
  • Oscar Ugaz, Digital Business Manager von Real Madrid
  • Rob Gonda, Creative-Technology-Guru von SapientNitro

Das vollständige Programm sowie alle Informationen zu den Referenten und der Anmeldung findet ihr auf der Website www.world-after-advertising.com.

Vergünstigte Tickets
Mit sevenload bieten wir Euch außerdem die Gelegenheit, vergünstigte Tickets mit dem Code MC-TWAA-SEVEN zu erwerben. Die Einlösung des Codes erfolgt immer direkt über die Eventseite unter http://www.world-after-advertising.com/tickets/ - wählt dort die Option “Hier klicken um einen Aktionscode einzugeben” aus. Nach Eingabe der Daten erfolgt die automatische Zustellung der Tickets per E-Mail.

„The World after Advertising“ ist eine Veranstaltung der Mediencluster NRW GmbH in Kooperation mit der ALM (Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten) und LfM NRW (Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen), unterstützt durch die Partner sevenload, denkwerk und mymuesli.

Kategorien: Marketing, Medien, Public Relations, Social Media
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Das Sommerloch 2010: Der Blumenkübel bei Twitter

Alle Welt zwitschert nur noch vom #Blumenkübel. Was macht den Behälter so besonders interessant? Nicht nur die deutschen Fachmedien greifen das absurde Thema auf, auch auf internationaler Ebene sind die digitalen Einsiedler über das deutsche Phänomen des Blumenkübels verwundert.

Der Grund für diese digitale Furoe ist denkbar einfach. Die Wunderwaffe der Kommunikation, der klassische Lokaljournalismus, bringt die internationale Netzgemeinde zum Staunen. Die Münstersche Zeitung verbreitete vor zwei Tagen einen kurzen Artikel mit dem Titel “Großer Blumenkübel zerstört” in ihrer Lokalausgabe für Neuenkirchen. Was daran so faszinierend ist? Eigentlich rein gar nichts. Das Thema ist auch nicht sonderlich besonders. So läuft einfach nur die normale Berichterstattung, wie sie jeden Tag in Lokalzeitungen stattfindet.

Für einige kommunikationsfreudige Twitterati entwickelt sich aus dem Artikel über den Blumenkübel ein gewaltiger Spaß. Es wird getwittert, bist der Arzt kommt. Mitmachen garantiert Spaß, einige hochgradig lustige Tweets, und so manche Perle der Sehnsüchte einzelner Personen nach Grünpflanzen sowie ihren Behältern. Viral ist daran nur die Verbreitung der grundlegenden Idee, sich zum Blumenkübel-Phänomen mit Wort, Bild und Ton auszulassen. Eine gezielte Kampagne dahinter zu vermuten wäre vollkommener Unsinn.

Doch durch den Erfolg des #Blumenkübel als “Trending Topic” bei Twitter lässt die Herzen der viralen Marketing-Leute höher schlagen. Im Sekundentakt feuern die Netzbewohner lustige, amüsante und absurde Tweets zum Blumenkübel-Phänomen ins Netz. Auch eine Fanpage bei Facebook wird eingerichtet und nach kurzer Zeit tummeln sich dort über 1.000 Fans. Einige findige Kommunikatoren glauben, im Blumenkübel ihr Heil zu finden und verscherbeln gleich ein paar Stück aus dem Sortiment. Meine ursprüngliche Forderung nach einem Song zum Blumenkübel wurde sehr schnell beantwortet. Sogar ein Video zeugt von dem energetischen Potenzial des Blumenkübels und bezeugt die dramatische Reinform der deutschen Literatur.

Wenn eine ungewollte, ungeahnte und unvorhersehbare Reaktion der weltweiten Internetnutzer ins Rollen kommt, können Dämme brechen und das Objekt der Begierde erfreut sich großer Aufmerksamkeit. Leider ist es ein Blumenkübel und kein sozial-gesellschaftlich relevantes Thema, worüber die Leute im Netz sich auslassen. Und die Münstersche Zeitung, die seit wenigen Stunden auf der internationalen Showbühne im Rampenlicht steht, wirkt selbst verwundert und begeistert zu gleich von diesem Hype. Den Verlag wird es gewiss erfreuen, schließlich treibt es die Zugriffe auf das Online-Angebot in die Höhe und generiert unerwartete Werbeeinnahmen. Sei’s ihnen gegönnt. Schließlich erleben wir eines der schönsten Highlights im diesjährigen Sommerloch - was will man mehr? :)

Kategorien: Blogkultur, Marketing, Medien, Microblogging, Social Media
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XXL Box: Was macht ein Mega-Ad bei der New York Times?

Vor etlichen Jahren begannen Vermarkter mit dem Feldzug, das Internet über Werbung zu monetarisieren. Die Gratiskultur, die sich in den frühen 90er Jahren entwickeln konnte, wurde durch die “Gratis, aber nehme Werbung in Kauf”-Kultur abgelöst. Jahrelang füllte man unzählige Webseiten mit Display-Ads, die aufgrund geringer Bandbreite aus statischen oder animierten Werbebannern bestanden. Mit Flash konnte man irgendwann ein wenig mehr als den 468×60-Bannern zaubern. Doch was früher einmal als Standard galt, sind heute nur noch Peanuts im Vergleich mit der “XXL Box” von der New York Times.

Der obige Screenshot verdeutlich ziemlich eindrucksvoll, welche Wirkung die herrliche Pracht von 468 x 648 Pixel auf den Nutzer haben. Jeder Vermarkter wird sich daran ergötzen, eine solche Display-Werbefläche im Portfolio zu haben. Ja, man sieht eine durchaus beeindruckende Werbefläche, die vollkommen mit Flash als Video-Ad genutzt werden kann. Von der Machart der “XXL Box” bin ich als Nutzer vielleicht auch überzeugt, aber kaufe mir die gezeigte Uhr auch nicht. So kann ich wunderbar damit leben, den Content for free zu genießen, während die Werbung auf mich hereinprasselt - und abprallt. Schließlich schätze ich den redaktionellen Hintergrund und öffne Webseiten nicht wegen der Werbung. Und in diesem Moment fragt sich der eine Teil der Seele, die auf beruflicher Ebene auch dem Marketing ein Verständnis entgegen bringt und nicht ausschließlich der PR verschrieben ist, welche Gründe die Vermarkter und vor allem den Verlag dazu bewegen mögen, ein solches Mega-Ad als Format zu etablieren?

Die Antwort findet sich im Kampf der Verlage gegen die berüchtigte “Gratiskultur Internet”. Man merke, welche Einleitung dieser Artikel genoss. Wenn die Anzeigenplatzierungen in Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen dank Internet und Social Media künftig ausbleiben, schafft man sich Freiräume für die Werbekunden im Online-Auftritt eines Print-Titels. Ja, wir müssen alle damit leben, schließlich finanziert die Werbung unser aller täglich Brot. Das Trauerspiel selbst findet sich in der Machart der Anzeige wieder. Sie erscheint neben dem Content, also seriös vom redaktionellen Bereich getrennt. Nur die Nutzer werden wohl davon nicht geblendet werden, wenn sie einen thematischen Artikel lesen wollen. Wäre es ein mit dem Content fest integriertes Werbemittel, wie ein Video-Ad im Videoplayer oder eine den Text unterbrechende Werbeform als Werbeinsel oder Content-Ad, genießt die Werbung im Endeffekt doch mehr Aufmerksamkeit als bei der plumpen “Nebenbeischaltung” im Bereich der Sidebar? Insgesamt fragt man sich schon nach dem Sinn dieses Werbemittels, doch egal wie man es drehen und wenden will - die XXL Box ist das Mega-Ad schlechthin. Und vollkommen fehlplatziert.

Kategorien: Marketing, Medien, Public Relations
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Sperren, Löschen oder Pressefreiheit für ein FAZ-Blog?

Press this! Not the button, but the Press. Kuscheln wir uns eng zusammen und schauen mal, was im Internet so los ist. Auf dem Heimweg las ich zufällig doch tatsächlich folgenden Artikel mit dem markigen ersten Satz: “Heute ist mein Blog bei der FAZ “gesperrt” worden.” Zu Anfang dachte ich, meine Augen würden mich trüben. Das kann nicht wahr sein. Hier scherzt jemand. Doch tatsächlich wurde laut des Artikels das FAZ-Blog von Michael Seemann alias “mspro” von der Redaktion abgeschaltet.

Zuerst war es nur ein einzelner Blogeintrag, doch dieser brachte den Stein ins Rollen. Fehlende oder nicht ausreichende Rechte an dem verwendeten Bildmaterial, wie in diesem Fall durch die Redaktion kritisiert wurde, stellen Verlage vor eine große Herausforderung. Bevor man eine Abmahnung oder Honorarforderung seitens des Fotografen oder Rechteinhabers riskiert, ist der schnelle Griff zur Deaktivierung von fraglichen Beiträgen durchaus gängige Praxis. Schließlich geht es um den Geldbeutel, der uns allen lieb und teuer ist. Dieser Grund für die Entfernung eines einzelnen Artikels wirkt auf den ersten Blick durchaus verständlich. Doch gerade an dem Punkt entwickelt sich eine sehr spannende Geschichte.

Nach Überprüfung des fraglichen Artikels stellt der FAZ-Blogger “mspro” seinen Artikel selbstverständlich ohne das fragliche Bildmaterial online - mit einem Hinweis auf die Veränderung. Der alte Text wirkt gewiss auch ohne die Illustration. Der Leser darf am Inhalt teilhaben. Genau an diesem Punkt, und da empfehle ich durchaus den obigen Artikel zu studieren, sieht sich die Redaktion gezwungen, das Blog scheinbar restlos zu entfernen und wertvolle Inhalte schlimmstenfalls restlos zu vernichten.

Ich respektiere vieles und kann die Entscheidung zur Deaktivierung eines Beitrages aufgrund der fehlenden Bildrechte wirklich nachvollziehen. Aus der Business-Sicht sprechen viele Gründe für den Schutz vor Honorarforderungen bei Bildern. Aber den Tod eines ganzen Blogs und aller Artikel zu riskieren stellt fast schon einen eklatanten Widerspruch zur Pressefreiheit dar, die auch auf Blogs als publizistische Werke zutrifft. Der Autor wird zwar nicht durch staatliche Instanzen an der Veröffentlichung von Inhalten und der Meinungsbildung gehindert, sondern durch eine Redaktion selbst. Insbesondere die Tatsache, dass der fragliche Blog den Namen “crtl-verlust”, also den Kontrollverlust als Titel trägt, spiegelt die Ohnmächtigkeit der traditionellen Medien mit Lichtgeschwindigkeit wider. Was nicht passt, wird passend gemacht - oder abgestellt. Für die Redaktion der FAZ kann dieser Schritt, das Blog und seinen Autor zu entfernen, keinesfalls von Vorteil sein. Fast 60 Kommentare und unzählige Tweets machen seit wenigen Stunden die Runde.

Wenn das nicht der beste Weg zum Social Media PR-Gau für die Redaktion ist? Wollen wir es mal nicht hoffen und darauf setzen, dass sich alle Beteiligten zusammen finden und die mögliche Kurzschluss-Reaktion noch einmal in aller Ruhe überdenken. In dem Fall des Eingeständnisses eines Fehlers kann ich nur darauf plädieren, auch mal die Fünfe grade sein zu lassen, wenn der “crtl-verlust” wieder hergestellt wird.

Kategorien: Medien, Public Relations, Recht, Social Media
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Top 10 Pressemitteilungen zur Fußball WM 2010

Ehrgefühl, Nationalstolz, Patriotismus, Freude… mit solchen Worten umschreiben wir gern das Erlebnis der Fußball Weltmeisterschaft. In diesem Jahr blicken wir voller Hoffnung nach Südafrika, wo in wenigen Stunden auch unsere Deutsche Nationalelf antreten wird, um bei der FIFA Weltmeisterschaft 2010 mit um den Worldcup-Titel zu spielen. An der heimischen Werbefront überschlagen sich die Medien mit stündlich und minutiöser Berichterstattung rund um dieses globale Großereignis - wie man unschwer bei Google bei der Suche nach “Fußball WM” in den Nachrichten erkennen kann.

Vom journalistischen Medienrummel abgesehen, entdecken insbesondere die werbetreibenden Unternehmen ihre sportliche Seite und spielen sich die schönsten Bälle gegenseitig zu. Zwar möchte der eine Sportartikelhersteller adidas gänzlich auf TV-Werbung zur WM 2010 verzichten, aber dieses Bekenntnis ist auch in der Omnipräsenz der Marke auf den Spielertrikots zurückzuführen. Andere Markenunternehmen hingegen können nicht genug davon bekommen, ihre werblichen Momentaufnahmen - und damit fast alles und jeden - mit einem Fußball auf der Standarte in den Orlog zu schicken.

Vor allem die Text-Perfektionisten geben sich eine geballte Schlacht der Wörter und versuchen, mit eingängigen Begriffen gleich noch ein wenig SEO über aktuelle Pressemeldungen zur WM 2010 zu erzeugen. Beispiele gefällig? Gerne, im Netz gibt es genügend Material. Darunter sind inhaltlich interessante Themen, aber auch so manche Pressetexte, die einem schon mehr als ein Stirnrunzeln oder Kopfschütteln abfordern. Es folgt die ultimative Top 10 Liste der besten, interessantesten, lustigsten und überflüssigsten Pressemeldungen zur Weltmeisterschaft 2010.

Die Top 10 der auffälligsten Pressemeldungen zur Fußball-WM 2010

  1. Jubeln bis zum letzten Spiel: Ein paar einfache Trinktipps bringen Sie fit und gesund durch die Fußball-WM: Es geht wirklich um Trinkwasser. Aber wenn über den Magen-Darmtrakt und das entsprechende Prinzip der Schweißbildung auf Expertenbasis referiert wird, schaltet sich der Geist durchaus ab.
  2. TV-Empfangswege im WM-Check: Wer jubelt zuerst über Tore?: Prädikat wertvoll, leicht schräges Medienthema und damit auffällig. Inhaltlich schlägt hier die Fachpresse allen anderen PR-Leuten einen Haken. Schließlich weiß jetzt jeder, dass sein digitaler Anschluss das Tor erst zu spät überträgt, während die Nachbarn mit analogem TV-Anschluss schon ein paar Sekunden früher jubeln dürfen. Das macht Freude!
  3. WM-Aktion bei Saturn: Jetzt beim Elektrofachmarkt 100 Euro Fanprämie sichern: In den Zeiten, wo der Geldbeutel kleiner wird und wir den Gürtel schon enger schnallen, suchen andere ihr Heil in dem Konsum. Emotionale Momente für Überzeugungstäter? Gewiefte TV-Zuschauer kennen dieses Späßchen bereits aus der Fernsehwerbung, aber welche Redaktion druckt eigentlich einen rein werblichen Inhalt ab?
  4. Das Erste: Erfolgreicher Auftakt der FIFA WM 2010 im Ersten: Wenn wir feiern, dann aber richtig. Schließlich geht es auch in Zeiten der GEZ-Reform immer um die Quote. Welchem Journalisten ist es dabei nicht schon im Vorfeld klar, dass dieser Freitag schlichtweg DER FUSSI-FREITAG war?
  5. Fußballfieber auf Balkonien: Fanartikel gut sichern: Wenn es mal wieder windig wird, müssen wir unsere Fanartikel am Gebäude gut sichern. Unsere Fahne hängt am Fenster gut eingeklemmt. Aber stürzt was herab, haften Fußballfans für Verletzungen und entstehende Schäden. Sind solche Meldungen bei der Fußball-WM nicht Spaßbremsen?
  6. ZERTIFIKATEWOCHE: Interview mit Bastian Schweinsteiger - Was Fußball und Investments als Disziplin gemein haben: Nur wenige Worte fassen diese Meldung gut zusammen: Wer hätte das gedacht?
  7. Viele Rote Karten für WM-Produkte: 11 Lebensmittel mit Fußball-Werbung im Ampel-Test: Würstchen in Ball-Form, Milchreis mit Deutschland-Flagge, Schokoriegel mit DFB-Prämien: Der Test macht hungrig, aber sättigt in keinem Fall. Bei so viel Kalorien in den ganzen Markenprodukten bleibt einem schon der Schokoriegel im Halse stecken. Der Appell an die Gesundheit. Dann doch lieber das Steak auf den Grill geschmissen.
  8. Bis zu 12,82 Millionen: Starke Quote bei erster RTL-WM-Übertragung: Einer geht noch, einer geht noch rein. Auf den obigen Erfolg der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt setzt der Privatsender natürlich noch einen drauf. Das Spiel von Uruguay gegen Frankreich war zwar alles andere als gut, zumindest kann man damit auch noch ein wenig Programmwerbung bei den WM-Talkern mit Herrn Jauch unterjubeln. Ach, der Jauch ist künftig auch bei der ARD zu sehen.
  9. Bonfire bringt Deutsche Nationalhymne erstmals in die Charts: Oben im Text stand noch etwas zu den Worten Ehrgefühl, Nationalstolz, Patriotismus, Freude - möchte man wirklich die Deutsche Nationalhymne als Rocksong mit mächtigen Gitarrensounds, fetten Bässen und einem vorwärtstreibenden Schlagzeug hören?
  10. Weltmeister Deutschland? Aber bitte doch! Wir brauchen den Titel - 54, 74, 90, 2010 - was will man mehr? Zumindest nicht die Hoffnung schüren, indem die Börsenentwicklung in wichtigen Teilnehmerländern der vergangenen Weltmeisterschaften analysiert wird, um Rückschlüsse auf den Ausgang der WM zu geben?

Mit einer solchen Liste bewegt man sich natürlich immer auf dem Glatteis, vor allem wenn man selbst kräftig in der PR selbst persönlich mitmischt. Man zeigt mit dem Finger auf andere und prangert sie damit indirekt an. Doch diese Top 10 der Pressemitteilungen zur Fußball WM 2010 soll kein öffentlicher Pranger sein, sondern ein nachdenkliches Beispiel. Schließlich verbreiten wir alle unsere Presseinformationen auch ins Social Web. Diese Situation lädt charmant zu einem Diskurs ein - als Dialog auf Augenhöhe für alle, die mitdiskutieren möchten und konstruktive Kritik üben wollen.

Diese Botschaft möchte ich auch mit diesem Text erreichen. Mir widerstrebt es zwar, mich so intensiv und ausgiebig das sportliche Großereignis der Fußball Weltmeisterschaft 2010 für die Profilierung des eigenen PR-Egos auszuschlachten. Denn wer sich nur einmal einen klaren Kopf in diesen heißen Tagen machen kann, kommt zu einer logischen Schlussfolgerung zwischen dem Wahnsinn der WM 2010 und dem Ansporn der Öffentlichkeitsarbeit. Auch Twitter muss manches Mal für die PR herhalten…

Ganz gleich welche noch so unglaubliche Pressemitteilung jemand in diesen Tagen verbreiten möchte - sie wird sang- und klanglos in der Reizüberflutung der Medienwelt untergehen. Ganz nebenbei werden zahlreiche Journalisten, und da muss ich auf meinen gesunden Menschenverstand vertrauen, so wenig wie möglich versuchen, die Werbebotschaften der WM-geilen Unternehmen aufzusaugen. Stattdessen bauen sich sogar einige Medienvertreter einen Filter, der schlichtweg alles, was auf “Fußball” oder die Weltmeisterschaft nur hört, in die Ablage P und damit ins Nirvana schickt.

Liebe PR-Kollegen, bitte vertraut auf euch selbst und versucht nicht alles zu biegen oder zu brechen. Bekennt euch zu anderen Themen, nutzt die Chance für relevante Inhalte und platziert sie in den Medien. Und falls der Chef oder Kunde von dem “Nein” zur WM überzeugt werden müssen, nutzt einfach euren gesunden Menschenverstand aus und besteht darauf, authentische und glaubwürdige PR zu machen. Zwar befreit diese nicht von der Pflicht einer Meldung, aber manche Dinge müssen einfach nicht sein. Schließlich sind wir die Experten, also vertraut bitte uns und unseren Erfahrungen und Beurteilungen.

Kategorien: Marketing, Medien, Public Relations
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Lena Meyer-Landrut macht unsere Eurovision wahr!

Seit langem hatte ich mich persönlich nicht mehr zu den diversen Wettbewerben im deutschen Fernsehen hinreißen lassen. Wie sie nur alle heißen: DSDS, Popstars, Supertalent, Starsearch, X-Factor - alles in allem nur ein bunter Mix eines musikalischen Soaptainments. Nie kam etwas daraus hervor, das für längere Zeit die Herzen der Deutschen mit Feuer und Flamme entfachen konnte. Doch der Prozess und das durchaus positive Feedback zu dem Eurovision Song Contest 2010 erweckten schon im Vorfeld ein Gefühl der Hoffnung. Diese Hoffnung verwandelte sich endlich am gestrigen Abend zur unglaublich verrückten Realität: Die zierliche Lena Meyer-Landrut sang Deutschland auf den Gipfel des Triumphs. Wir sind nicht nur Papst, wir sind Gewinner des Eurovision Song Contests.

“Es ist unglaublich, ich kann das noch gar nicht glauben! Es ist ein so wahnsinnig tolles Gefühl, ich kann das gar nicht beschreiben … Jetzt erstmal den Moment genießen. Ich bin noch richtig im Schock. Ich hoffe, dass in Deutschland so richtig die Party abgeht”, erklärte Lena den Vertretern des NDR. Im Prinzip ein klein bisschen Wahnsinn von einer jungen Künstlerin, die Europa überraschte.

Die Deutsche Sensation in Oslo hat uns alle verblüfft. Die Performance des Songs hatte es in sich und schien den Geschmack von Millionen Zuschauern und den verschiedenen Landesvertretern in den nationalen Jury-Kommitees zu treffen. Zudem war Lena die einzige Sängerin, die einen gröhlenden Background Chor im Publikum hatte.

Germany - 12 Points. Germany - 10 Points. Germany - 12 Points. Starke Punkte von Ländern, von denen man niemals erwartet hätte, dass sie Deutschlands junge Interpretin Lena überhaupt in ihr Herz schließen würden. Nach nur wenigen Minuten erhob sich “Satellite” von Lena an die Spitze. Ein langes Zittern quer über die osteuropäischen Punkte hinweg, doch schon nach 31 von 39 abgegebenen Landesvotings war klar: Die Mission ist erfüllt, Lena und Deutschland sind uneinholbar - und unser Traum wurde war. Für Deutschland konnte in der gesamten Geschichte des Wettbewerbs bisher nur Nicole den ersten Platz für sich mit “Ein bisschen Frieden” im Jahr 1982 gewinnen. In diesem Jahr waren 25 Kandidaten angetreten, während 39 Länder ihre Stimmen abgeben durften.

Die Ergebnisse des Eurovision Song Contests 2010
Rang Land Interpret Titel Punkte
01. Deutschland Lena Meyer-Landrut Satellite 246
02. Türkei maNga We Could Be The Same 170
03. Rumänien Paula Seling & Ovi Playing With Fire 162
04. Dänemark Chanée & N’evergreen In A Moment Like This 149
05. Aserbaidschan Safura Drip Drop 145
06. Belgien Tom Dice Me And My Guitar 143
07. Armenien Eva Rivas Apricot Stone 141
08. Griechenland Giorgos Alkaios & Friends OPA 140
09. Georgien Sofia Nizharadze Shine 136
10. Ukraine Alyosha Sweet People 108
11. Russland Peter Nalitch & Friends Lost And Forgotten 98
12. Frankreich Jessy Matador Allez Olla Olé 98
13. Serbien Milan Stankovic Ovo Je Balkan 82
14. Israel Harel Skaat Milim 71
15. Spanien Daniel Diges Algo Pequeñito (Something Tiny) 68
16. Albanien Juliana Pasha It’s All About You 62
17. Bosnien-Herzegowina Vukašin Brajic Thunder And Lightning 51
18. Portugal Filipa Azevedo Há Dias Assim 43
19. Island Hera Björk Je Ne Sais Quoi 41
20. Norwegen Didrik Solli-Tangen My Heart Is Yours 35
21. Zypern Jon Lilygreen & The Islanders Life Looks Better In Spring 27
22. Moldawien Sunstroke Project & Olia Tira Run Away 27
23. Irland Niamh Kavanagh It’s For You 25
24. Weissrussland 3+2 Butterflies 18
25. Großbritannien Josh That Sounds Good To Me 10

Nicht ohne Grund bin sehr dankbar dafür, dass Lena beim Eurovision Song Contest 2010 den Sieg holen konnte. Die vergangenen Jahre waren alles andere als erfolgreich. Nach dem swingenden Witz-Duo von 2009 und dem Flop mit den No Angels aus 2008, der erblindeten Sängerin und der abgedrehten Lou war eigentlich nur einer durchweg erfolgreich: Stefan Raab und seine Talente überzeugten die Jury und die Zuschauer.

Blicken wir auf Guildo Horn, Max Mutzke und die Performance von Stefan Raab persönlich zurück, erkennt man, dass er einen gewissen Riecher für den musikalischen Erfolg der Deutschen aufweisen konnte. Dies braucht natürlich einen Vorlauf, eine gute Taktik und eine äußerst lobenswerte Zusammenarbeit der öffentlich-rechtlichen TV-Sendeanstalten mit dem Privatsender ProSieben. Allen Kritikern und Unkenrufen zum Trotz konnte niemand geringeres als Stefan Raab mit seinem gesamten Prozess des Vorentscheids eine Kandidatin ausfindig machen, die gesangliches Talent beweist und einen fast globalen Wettbewerb für sich entscheiden kann. Die Feierlichkeiten sei allen gegönnt!

Insgesamt ist dieses Vorgehen von Stefan Raab und seinem gesamten Team eine sehr ausgeklügelte Strategie, die durch gezieltes Marketing und Promotion vor allem hier in Deutschland einen unbestechlichen Charme und Erfolg aufweist. Wenn Bohlen der Poptitan ist, dann ist Raab der griechische Göttervater der Musik, der den Titanen vom Thron stößt. Das erkennen auch andere Kritiker, und diese Stimmen scheinen lauter zu werden. Das Erste, ProSieben, Stefan Raab und die Popwellen in der ARD wollen auch im kommenden Jahr mit “Unser Star für …” ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen. Ob in Berlin, in Köln, in Hamburg oder in München - es wird in Deutschland sein!

Was wir früher als Live-Blog führten, wurde mittlerweile durch Twitter abgelöst. Hier konnte man bei den einschlägigen Stichworten #ESC und #Eurovision sehr gut verfolgen, wie unglaublich schnell das Netz in Echtzeit reagiert. Viele wollten ihre Meinung verbreiten, mit dabei sein und sich von dem Gefühl eines pan-europäischen Wettbewerbs überwältigen lassen. Auch wenn daran geglaubt wurde, dass Twitter das neue Public Viewing für Nerds sei, so glaube ich eher, dass Twitter den Fernsehkonsum und die Liveberichterstattung auf ein ganz neues Niveau quer durch alle Bevölkerungsschichten verändern wird. Wir alle sind mit Social Media dabei!

Ich kann nur darauf hoffen, dass Lena sich und ihrer Musik treu bleibt, gemeinsam mit Stefan Raab auf dem nationalen und internationalen Parkett weiter Fuß fassen wird, und ihren Fans so erhalten bleibt, wie wir sie kennen gelernt haben. Vielen Dank für diesen Moment des nationalen Stolzes, eines nationalen Glücksgefühls und ein wenig charmanten Patriotismus, den Deutschland in diesen Tagen für sich beanspruchen darf.

Kategorien: Marketing, Medien, Microblogging, Social Media
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re:publica 2010 – Medienmomente und Kongresskultur

Berlin. Die Hauptstadt von Deutschland, ein Schmelztiegel der Kulturen. Das Zentrum des politischen und sozialen Dialogs, aber auch der Spielplatz für Digital Natives auf der re:publica 2010. Ein politisch-kulturelles Klassentreffen im Social Web begeistert auch in diesem Jahr die Massen mit über 1.600 angemeldeten und bis zu 2.500 erwarteten Besuchern. Noch vor einigen Jahren waren wir einige wenige, die sich in die Kalkscheune rund um newthinking und Spreeblick scharten. Die Gespräche über neue und gleichzeitig interessante Themen beflügelten die Geister in dieser freundschaftlichen Atmosphäre des kleinen Kreises. Nicht minder relevant ist der eigentliche Networking-Charakter dieser Veranstaltung. Wie auf jedem Kongress spielen die Vorträge eigentlich eine untergeordnete Rolle. Egal ob eine Koryphäe wie Jeff Jarvis auf der #rp10 spricht oder einst noch die Bloglesung durch die Twitterlesung abgelöst wurde – die Kontakte sind oftmals der einzige Grund, um vor Ort in Berlin zu erscheinen.

Starkes Medieninteresse an der deutschen Netzkultur

Für eingefleischte Netzaktivisten, die den Alltag zwischen Wirtschaft, Kultur, Politik, Digitaler Bohéme und Leben in Social Media meistern, entpuppt sich die re:publica 2010 als ein Ort der Aufmerksamkeit. Wir verstehen vieles neu und adaptieren immer öfters Social Media in unseren Alltag und vermischen unser Leben mit der Netzkultur. Auch die Medien haben diese Relevanz erkannt, dabei vielleicht nicht immer verstanden, aber sie sind sich bewusst darüber, dass das soziale Web ein Teil ihrer Zukunft ist. Nicht ohne Grund konnte sich die „Bloggerkonferenz“ von einem Szenetreffen zu einem Kongress von internationaler Tragweite mausern. Die Berichterstattung streift in diesem Jahr quer durch die Medienlandschaft und findet sich in klassischen Zeitungsmedien wie der Stuttgarter Zeitung, der Zeit, dem Tagesspiegel oder im ARD Morgenmagazin wieder.

Fleißig wird also über dieses Phänomen berichtet, dass Blogger anders sind und zu einem so gewaltigen Kongress im Stande sind. Das „Mysterium Blogger“ wird damit immer gerne so polarisierend ausgenutzt, als wären Blogger von einem anderen Planeten. Ja, die machen auch Medien und verbreiten ihre Meinung. Doch das ist ein alter Hut. Vergessen wird dabei viel zu leicht, dass es den kulturellen Typus eines Bloggers im Grunde genommen auch nicht gibt. Nahezu jeder deutsche Blogger schreibt nur nebenbei, als Zeitvertreib oder zur Unterstützung seiner beruflichen Expertise.

Kaum jemand verdient Hauptberuflich durch das Bloggen. Den wenigen Ausnahmen in Deutschland sei es gestattet. Aber die meisten Blogger, und das darf ich der Masse unterstellen, sind in ihrem Leben an feste Rituale aus der Arbeitswelt gebunden. Der eine ist Journalist, der andere Berater, wiederum arbeitet jener im Marketing, dieser in der PR, andere sind aus der IT eines Unternehmens, gänzlich andere Blogger sind selbstständig und so mancher ist auch nur Besitzer eines Restaurants oder Weinhändler – doch alle sind irgendwie Experten in ihren jeweiligen Gebieten und bloggen einfach. Sie teilen ihr Wissen und bilden eine Netzgemeinschaft, die auch im realen Leben außerhalb des Internets stattfindet. Schade, dass die Medien auf dem publizistischen Massenmarkt noch nicht verstanden haben, dass das „Mysterium Blogger“ nur eine einfache Tarnung ist: Ein Deckmantel der modernen Netzgesellschaft.

Exquisite Kontaktmesse
Auch ich mache keinen Hehl daraus: Die re:publica 2010 gönne ich mir nicht als Besucher oder Kongressteilnehmer in den Vortragsräumen. Die Vorträge selbst sind in der Regel vom Thema her bekannt, wenige Referenten stellen gänzlich neue Thesen und Gedanken vor. Wer in Social Media aktiv lebt, wabert üblicherweise zwischen Neuem und Altbekannten umher und bildet sich seine eigene Meinung.

Vielmehr verstehe ich einen Kongress wie die re:publica 2010 als Pflichttermin, um mit Branchenvertretern, potentiellen Geschäftspartnern, Journalisten, Bloggern und natürlich auch PR-Kollegen das eine oder andere Wort zu wechseln. Schmoozing at best mit einem kleinen Business-Ansatz im Hinterkopf. Nicht ohne Grund stehen für die wenigen Stunden, in denen ich heute in Berlin verweilen werde, mehrere Termine am Stück auf der Agenda. Vorteilhaft für mich ist, dass die Termine ausschließlich Gespräche sind und alle potentiellen Gesprächspartner in unmittelbarer Nähe vertreten sind. Im Gegensatz zu einer Messe bietet die re:publica als Kongress definitiv einen Vorteil. Niemand huscht von einem Stand zum nächsten, als wäre man im Irrgarten einer dmexco gefangen. Was will man also mehr, als unter dem Strich ein positives Ergebnis durch die effektiven Gespräche und direkten Kontakte?

Kategorien: Blogkultur, Medien, Politik, Public Relations, Social Media
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Lena Meyer-Landrut - Unser Star für Oslo!

Das ist fett! So derbe! Richtig hart! Ich bin das erste Mal seit Jahren wieder davon überzeugt, dass Deutschland eine kleine Chance beim Eurovision Song Contest 2010 in Oslo hat. Keine gecasteten Kandidaten mit emotional beflügelten Hintergründen und träumerischen Superstar-Ambitionen. Keine endlos in den Medien durchproduzierten Alt-Stars, die auf ein letztes Flackern am Firmament hoffen. Keine Querelen mit Produzenten und ihren besiegelten Songs, die auch eigentlich niemand hören möchte. Es geht um keinen Grandprix de la Eurovision Chanson mehr, sondern um den Eurovision Song Contest. Deutschland findet sich endlich selbst wieder und bringt mit Lena Meyer-Landrut eine vollkommen unbekannte, aber außergewöhnliche Sängerin an den Start.

Lena ist anders, aber dennoch authentisch, wie man nur sein kann. Sie ist ganze 18 Jahre jung, das Singen liegt ihr im Blut und die Kritik der wechselnden Jury von “Unser Star für Oslo” war nahezu immer positiv. In zeitnahen Online-Umfragen zum gestrigen Finale triumphierte sie gegen ihre letzte Kontrahentin. Selbst die Medien, die sonst immer sich die Mäuler über Show-Kandidaten zerreißen können, berichten über die herausragende Sängerin durchweg in guter Tonalität. Was will man mehr?

Lena zog souverän durch die ersten Runden und sang sich auf ihre eigene Art direkt ins Finale. Nach ihren bisherigen Auftritten in der Show beurteilt ist diese Sängerin auch ziemlich durchgedreht, was für sie sogar eine echte Chance auf dem internationalen Parkett bedeuten kann. Songs die keiner durch eine Massenabfertigung der Plattenindustrie kannte und eine individuelle Performance, mit der Lena zeigte, dass sie die gesungenen Texte auch ausleben kann - so wirbelte die junge Dame mit unglaublichem Erfolg durch die gemeinschaftlich von ProSieben und ARD/NDR ausgestrahlten Sendungen von “Unser Star für Oslo”.

Insgesamt hatten sich mehr als 4500 Menschen für das Casting beworben. Im Vergleich zu anderen Casting-Shows, bei denen die Kandidaten mit knallharten Verträgen an der kurzen Leine gehalten werden, mag dies recht wenig sein. Auch die Tatsache, dass nur 20 Kandidaten über sechs Wochen hinweg ihren Weg ins Finale bestreiten konnten, wirkt positiv, weil die Kandidaten als Sänger und nicht als Spiegel der Gesellschaft respektive der gewünschten Zuschauerschaft präsentiert wurden. Zwar gilt diese neue Show allgemein als eine Art Streichelzoo der Fernsehbranche, weil einfach keine negative und harte Kritik aus den Mündern der Jury zu hören war. Hier gab es kein “Erniedrigungs-TV” im Löwenkäfig. Schließlich betonte der Jury-Präsident Stefan Raab in den ersten Shows immer wieder, dass dieses Konzept der Talentsuche sich um Musik und Talent, also die Qualität des deutschen Vertreters beim Eurovision Song Contest, drehen sollte. Doch braucht man das heutzutage noch wirklich betonen, seitdem andere Casting-Shows sich nur auf die emotional angeschlagenen Kandidaten und das daraus zu ziehende Schlammschlacht-Potential konzentrieren?

Als mündiger Zuschauer, der sich nicht wirklich auf Sendeformate interessiert, die nur der Quotenlüge zur Liebe erstellt sind, sehne ich mich nach Authentizität und Glaubwürdigkeit der Show und der Kandidaten. Wir sind in einer Zeit aufgewachsen, in denen solche Formate die Fernsehlandschaft noch prägten. Das Konzept von “Unser Star für Oslo” vermittelt ein Gefühl von Sehnsucht, Heimat und Nähe auf musikalischer Ebene. Im Prinzip so ähnlich wie Social Media uns lehrt, dass wir als Nutzer und Kunden genau diesen Anspruch von Unternehmen und Medien erwarten, so begehren wir dieses Mindestmaß auch von Fernsehsendungen, die zu unserer Unterhaltung dienen. Lieber auf diese Art und Weise, als ein durch den Kakao gezogenes Format mit Comedy-Aspekten aus den letzten Jahren. Eurovision bedeutet internationalen Starruhm. Das wollen wir, das brauchen wir, der Eurovision Song Contest gehört ganz ur-basis-demokratisch dem Volk. Hoffentlich dürfen wir einen Erfolg in Oslo erleben.

Was mir persönlich sehr gefiel war die konsequente Miteinbeziehung von Social Media in der gesamten Zeit von “Unser Star für Oslo”. So twitterte die @tvtotal-Redaktion und tauschte sich mit den Fans während der Sendung aus, die Website zeigt alle Videos der Shows und die Fanbase von Lena Meyer-Landrut bei Facebook bricht heute wahrscheinlich die 20.000er Marke. Andere Showformate des deutschen Fernsehens schaffen und können es wohl nicht, ihre bisherigen Kommunikationswege in der Form aufzubrechen. Vielleicht nehmen sich andere Produzenten daran ein Beispiel, denn ohne zeitgemäßes Kudos an die Fans wird man auf Dauer nicht in den Medien auch nur eine Chance haben.

Kategorien: Marketing, Medien, Microblogging, Social Media
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Sagt der GEZ die Meinung!

Die von vielen deutschen Bürgern geschätzte Gebühreneinzugszentrale (GEZ) möchte sich ihren Bürgern öffnen. Im Jahre 2010 nimmt das Ganze endlich Formen an. Die GEZ präsentiert sich bürgernah mit einem eigenen Online-Portal, dass sogar eine eigene Community mit Forum beinhaltet. Der geneigte Gebührenzahler möchte sich gewiss selbst mit eigenen Augen ein Bild davon machen - unter www.gez-meine-meinung.de darf man jetzt seine Meinung äußern.

Mit neuem Logo ein neuer Markenauftritt, der sich schon fast an Social Media annähert - zumindest durch die Kommentare eines Forums und die hauseigenen Blogs ohne direkt ersichtliche Kommentarfunktion von Anja.M, Daniela.K, Conny.A, Sylvia.S und Vera.Z. Wie authentisch und transparent sich die GEZ präsentieren möchte. Keine dieser Personen, ob sie real sind oder doch nur fiktiv, finden sich bei der Suche nach “Gebühreneinzugszentrale” bei XING. Ich tippe auf Ghostwriter. Insgesamt sind auch sehr wenige Personen aktiv bei XING unter dem Firmennamen angemeldet. Vielleicht auch nur zum Selbstschutz vor dem klassischen Mob der Bevölkerung?

Social Media bedeutet Interaktion, Kollaboration, Kommunikation und alles mögliche, was der Nutzer hoheitlich anstellen kann, um im schlimmsten Fall ein Unternehmen zu kolportieren. Wie würde es also bei der GEZ aussehen, wenn man sich den Nutzern öffnet? Doch halt, nicht alles ist im Sinne des Erfinders, wenn man mit der üblichen Trotzhaltung der Nutzer und mit Forenhaftung konfrontiert wird. Das GEZ-Forum hat Regeln und klare Grenzen, denn:

“Unser Forum wird moderiert und hat „Öffnungszeiten“. Von Montag bis Freitag, zwischen 8 und 22 Uhr, können Sie mit Ihrer Meinung zur Diskussion beitragen und Ihre Einträge online stellen. Am Wochenende, an Feiertagen sowie außerhalb des angegebenen Zeitrahmens ist der Zugriff auf das Forum beschränkt: In diesem Zeitraum können Sie die Forums-Diskussion nachlesen, jedoch keine Beiträge hinzufügen.”

Ja, so eine Einladung wirkt auf die Nutzer wie eine offene Tür, die es einzurennen gilt. Erste Beiträge zur GEZ, die doch etwas übertrieben positiv wirkten, wurden schnell von negativen Beiträgen aus dem Rennen geworfen. Innerhalb weniger Stunden explodierte das Forum förmlich. Viele Nutzer, ob Gebührenzahler hin oder her, hinterließen im Forum ihren Frust. Und scheinbar niemand aus der offiziellen Liga versucht zu antworten oder sich der Kritik offen zu stellen. Zumindest konnte ich keinen Beitrag erkennen, der offen und ehrlich die Kritikfähigkeit der GEZ beweist. Einige Beiträge, die gewisse Regeln der Kommunikation mit Äußerungen unterhalb der Gürtellinie torpedierten, wurden wahrscheinlich entfernt.

Im Licht der PR ist dies ein wundervolles Beispiel des Muskelzuckens. Das rüde Image, was der GEZ von der Bevölkerung zugeschrieben wird, soll wohl mit dem neuen, offenen Community-Gedanken abgeschrieben werden. Doch egal was man macht, egal welche PR-Agentur sich dort die Mühe gibt - wer nicht die Sprache und Denke der Bürger spricht, der wird einfach mit jedem noch so guten Versuch auf Dauer scheitern. Es wird also weiter gehen, denn sie wollten es so: Wer Wind sät, wird Sturm ernten. Ob es was für die Bürger bringt, ihre Meinung der GEZ mitzuteilen, bleibt wirklich eine offene Frage, die man wohl niemals beantworten kann. Wie titelt Meedia so schön? “Das gebührenfinanzierte PR-Fiasko der GEZ” spricht schon als Aussage für sich. Die W&V nennt es mutig, aber konsequent, Daniel Grosse empfiehlt das Abschalten des Forums.

Kategorien: Medien, Public Relations, Social Media
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Haiti Relations: Wie Erdbeben die PR durchrütteln…

Ich kenne nur wenige Menschen, die von dem schweren Erdbeben in Haiti nicht betroffen waren. Die Bilder gingen auf allen Kanälen um die Welt, bei Twitter schnellte “Haiti” schnell zu den meistgenutzten Schlagwörtern hoch und wird immer noch alle paar Minuten befeuert. In diversen Blogs und selbstverständlich in allen klassischen Medien kam die Berichterstattung zu dem Unglück nicht zu kurz.

Wir kamen in den Genuss einer wunderbar inszenierten, emotionalen Machtprobe von Medien und Meinungsmacher. Eindrucksvoll wurde anhand des Erdbebens von Haiti demonstriert, dass die Berichterstattung der Medien immer noch die Informationslage prägt, über die der Endkonsument spricht. Das Leid und Elend sorgte für genügend Material, um abendfüllende Sendeinhalte zu fabrizieren und Sondersendungen anzusetzen. Kritik in positiver und negativer Hinsicht gab es hierzu schon allemal. Dann folgte ein Spendenaufruf nach dem anderen, ein Spendenmarathon jagte den nächsten. Das übliche Prozedere.

Doch neben diesen typischen Inhalten, die zu jedem emotional getriebenen Anlass produziert werden, gab es für diverse Kommunikatoren und Presseabteilungen eindeutige Anlässe, sich diesmal selbst zu übertreffen. Das Schockerlebnis von Haiti beflügelte die Geister, eine Pressemeldung nach der anderen zu verschicken. Fast stündlich erreichten mich an den brisanten Tagen des Unglücks die Pressemitteilungen zu Spendenaktionen. Der Fairness halber muss man betonen, dass solche Aktionen für jedes beteiligte Unternehmen immer einen Nachrichtenwert besitzen. Selbst auch dann, wenn sie die eigene Meldung nach nur einer Woche mit den wunderschönsten Erfolgserlebnissen und Rekordsummen übertrumpfen konnten. Eine Schlacht der Zahlen auf dem schmalen Grad zwischen Ethik und der Pflicht zur Kommunikation.

Wenn wir es auf grobe Zahlen bringen wollen, bringt es derzeit der Branchenprimus ots/newsaktuell auf fast 300 Suchergebnisse zu Pressemeldungen unter dem Stichwort “Haiti”. Auch der kostenlose PR-Dienstleister openPR bringt stolze 121 Meldungen zu Haiti zu Tage. Bei ddpdirect kommen zumindest 54 Treffer zusammen. Natürlich sind diese Zahlen nur ein Ergebnis für die PR-Arbeit in Deutschland, ebenfalls auch nur ein Ausschnitt dessen, was derzeit öffentlich einsehbar ist. Zahlreiche Anbieter verschicken auch direkt oder verzichten auf den Service der Dienstleister. Weltweit bricht das Aufkommen von Pressemeldungen zu Haiti gewiss so manche Rekorde mit den Rekordsummen.

Was sagt uns das? Haiti Relations sind in der Presselandschaft ein Top-Thema zu Anfang des Jahres 2010. Ich vermute zumindest, dass nahezu kein Journalist/Redakteur diese Pressemeldungen weiter beachtet hat, als sie direkt in Ablage P zu befördern. Wenn überhaupt fand das Thema auf lokaler Ebene auch Anklang, indem eine Stadt über ihre Rekorde berichtet und die lokale Zeitung das Thema sorgfältig aufsammelt. Aber sonst? Pustekuchen.

Gewiss ist dies ein gewagtes Thema, sich über diese Haiti Relations auszulassen, vor allem nachdem man sich knapp zwei Monate nicht hier im Blog zu Wort meldet. Doch in der spärlichen Zeit, die mir zum Bloggen bleibt, wollte ich meine Gedanken dazu niederschreiben. Schließlich bin ich als PRler ein Teil der Branche - habe jedoch keine Rekordsummen-Spendenaktion-PR betreiben müssen, was mein Gewissen nicht beeinträchtigt. :)

Kategorien: Medien, Public Relations
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