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Social Media PR-Gau bei DuMont

Schaut man durch verschiedene Seminar-Angebote, findet man auch das Seminar “Social Media leicht gemacht” aus dem Hause der W&V. Zuhörende Teilnehmer erfahren dort, wie man sich selbst und auch sein Unternehmen proaktiv und positiv durch die Kommunikation über Social Media in der Öffentlichkeit präsentiert. Themenschwerpunkte bilden dabei die rechtlichen Aspekte von Social Media, aber auch diverse Marketingoperationen für Facebook, Twitter & Co. Selbstverständlich nehmen Vertrieb und CRM entsprechende Anteile am gesamten Kommunikationsmix von Unternehmen. Auch der Erfolg will gemessen werden, doch dieser wird öfters durch die Aktionen einzelner Individuen geschmälert. Viele Mitarbeiter kommunizieren ohne Hand und Fuß in Social Media. Teilweise werden Kunden unter dem vermeintlichen Decknamen der Anonymität kritisiert, andernorts wird sogar über die IP-Adresse der Firma in Blogs, Foren oder Social Networks wie verrückt kommuniziert.

Nicht immer ist dies für ein Unternehmen von Vorteil. In dem aktuellen Fall eines Social Media PR-Gaus handelt nicht ein einzelner Mitarbeiter unvorbereitet oder schlägt mit einzelnen Kommentaren über die Stränge. Nein, das jüngste Beispiel einer äußerst bizarren Affäre im Social Web versetzt der medialen Weltordnung einen schweren Seitenhieb: Konstantin Neven DuMont, Verlegersohn und Herausgeber der “Frankfurter Rundschau”, wurde scheinbar als Autor von anonymen und kritischen Kommentaren im Weblog von Stefan Niggemeier identifiziert.

Diese Behauptungen und der daraus entfachte Streit resultierten in den letzten Tagen in einer medialen Schlammschlacht. Während die eine Seite behauptet, Konstantin Neven DuMont hätte die Kommentare eigenhändig verfasst, wird auf der anderen Seite wiederum die gesamte Story verneint. Hingegen wird die Verantwortung für die über mehrere Monate veröffentlichten Kommentare in die Schuhe von zwei Bekannten geschoben. Diese hätten sich unbefugten Zugang zu den digitalen Arbeitsmitteln des Vorstands und Herausgebers verschafft.

Fraglich an diesem ganzen Social Media PR-Gau sind jedoch zwei Aspekte, die eine aufklärerische Arbeit zu einem Medienspektakel in Form einer Schlammschlacht entwickeln lassen. Einerseits ist die Medienwelt höchst verwundert über das kommunikative Potenzial, das scheinbar aus der Feder eines hochangesehenen Verlegers stammt, von dem man solche mutmaßlichen Kommunikationsformen nicht erwartet hätte. Andererseits bewegt sich Stefan Niggemeier mit der Zuordnung sämtlicher Kommentare zu einer Person am Rande der datenschutzrechtlichen Möglichkeiten, weil die Verwendung der im Blog hinterlegten Daten ausdrücklich laut den Datenschutzhinweisen des Blogs nicht stattfinden würde.

Doch dann entwickelt sich eine unangenehme Seite dieses Für- und Wider-Spielchens, indem die fraglichen Kommentare sehr vertrauliche Insiderinformationen enthalten, die scheinbar niemand anderes an die Öffentlichkeit als die fragliche Person bringen konnte. Schon wird von einer Affäre “Konstantingate” gesprochen und nahezu jeder Journalist und Blogger springt auf den Zug auf. Laut aktuellen Gerüchten will Konstantin Neven DuMont möglicherweise den Vorstandsposten beim Verlag M. DuMont Schauberg abgeben, womit der Streit über anonyme Kommentare seinen Höhepunkt findet.

Im Grunde genommen ist dieses Thema nichts Neues. Jeder Mensch, der sich im Netz mit seinen Äußerungen bewegt, hinterlässt seine digitalen Spuren. Wer genug Zeit hat, kann aus diesen Spuren lesen, wie es jeder gute Fährtenleser in der Wildnis kann. Nun definiert sich die Wildnis durch Blogs, die einstigen Klowände des Internets. Der Fährtenleser ist nur ein Journalist, der in der Regel genügend Objektivität und Spürsinn an den Tag legt, um aus den anonymen Spuren ein Gesamtbild entstehen zu lassen. Und der von diesem Social Media PR-Gau Betroffene muss sich nun mit Fragen zu seiner Person als Führungspersönlichkeit konfrontiert sehen. Der nun angekündigte Wechsel vom Vorstand in den Aufsichtsrat und das Ziel, sich eher auf kreative Arbeit zu konzentrieren, darf als entsprechendes Signal und als Notbremse verstanden werden.

Nein, ich persönlich möchte niemandem etwas unterstellen. Die Story in den Medien ist mittlerweile schlimm genug, zumal auch einzelne Schicksale betroffen sind, die womöglich gar nicht im Rampenlicht stehen. Und dieses Debakel wirft in der Form scheinbar kein gutes Licht auf den Verlag und seine Führungsriege, aber gewiss aufgrund der gesamten Aufdeckungsarbeit auch ein mehr oder weniger schillerndes Licht auf den Medienjournalisten Stefan Niggemeier. Kurzum, vielleicht wäre auch der Besuch eines Seminars, das die Vorteile und Nachteile von Social Media sehr eindrucksvoll aufzeigt, gewiss für viele Medienmanager und Verleger von Vorteil, damit sich solche Momentaufnahmen wie diese einfach vermeiden lassen. Die PR-Abteilung eines Unternehmens hätte in diesem Fall gewiss kaum den Schaden minimieren können, da hier auch sprichwörtlich die Sau durchs mediale Dorf getrieben wurde und die vermeintlichen Indizien gegen jede positive Kommunikation sprechen.

Kategorien: Public Relations, Social Media
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Pressemitteilungen aus der Hand von Sigmund Freud

Wahrscheinlich jeder Schreiberling fragt sich irgendwann einmal, zu welchen anderen Autoren hinsichtlich des Schreibstils eine gewisse Ähnlichkeit vorliegt. Am heutigen Montag hatte es auch mich erwischt. Ich wählte zuerst einen längeren Artikel des Blogs aus, damit ich mich selbst analysieren konnte.

Sigmund Freud

Voilà! Mein Schreibstil, den ich in manchen Artikeln dieses Blogs an den Tag lege, ähnelt den Texten von niemand geringerem als Sigmund Freud. Einige aktuelle, leicht kürzere Varianten ähneln dem Stil von Ingo Schulze. Sehen wir vom Blog ab und denken einen Schritt weiter in Richtung Profession, lesen sich meine jüngsten Pressemitteilungen scheinbar ebenfalls wie Werke von Sigmund Freud oder von der Bestseller-Autorin Ildikó von Kürthy. Wer hätte das gedacht?

Wer möchte, darf seine eigenen Texte bei der FAZ auch analysieren lassen. :)

Kategorien: Blogkultur, Public Relations
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Social Media PR-Gau am Beispiel des WeTab

Ein deutscher Unternehmer scheint in diesen Tagen erneut die Macht von Social Media unterschätzt zu haben. Zumindest spürt er sie in Form eines PR-GAUs mit voller Wucht. Die Öffentlichkeit nimmt Helmut Hoffer von Ankershoffen als zentralen Dreh- und Angelpunkt in der Kommunikation des berühmt-berüchtigten “WeTab” wahr. Man konnte den blonden Mann in den letzten Monaten immer wieder auf Messen oder bei Vorträgen im Rampenlicht sehen. Bei der ersten Präsentation für Journalisten wurde nur ein Video statt funktionierender Software gezeigt, in den letzten Wochen und Monaten generierte der Branchen-Buzz recht holprige Ergebnisse. Nun sollte endlich der “WeTab” am Markt eingeführt werden. Gewiss darf ein Unternehmer von seinem Produkt überzeugt sein. Doch sollte diese Überzeugung immer glaubwürdig bekannt gegeben werden. In dem aktuellen Fall verlief es gänzlich anders, denn die unausgesprochenen Gesetzmäßigkeiten von Social Media wurden in der Kommunikation vollkommen ignoriert.

Unter der Angabe des falschen Namens “Peter Glaser” rezensierte der Geschäftsführer sein eigenes Produkt bei Amazon. Die Rezension wirkte überaus positiv und leidenschaftlich, als hätte eine stilsichere Feder gepaart mit marketinglastigen Worthülsen einen Lobgesang auf das Produkt gehalten. Natürlich wurde die Skepsis der Nutzer durch die ausdrücklich positive Produktbewertung erweckt, so dass der Autor als Geschäftsführer des Herstellerunternehmens entlarvt wurde. Nach nur wenigen Stunden der Ausschlachtung des Themas in zahlreichen Online-Medien wurde zudem bekannt, dass Hoffer von Ankershoffen in seiner Funktion als Geschäftsführer der WeTab GmbH zurücktrat seine Ämter ruhen lässt. Auch die Fachmedien lassen an dem Vorgehen der merkwürdigen Kommunikationsstrategie kein Haar mehr.

Ich stellte mir auch die Frage, ob Social Media Guidelines diesen PR-Gau für den WeTab verhindert hätten? Üblicherweise gelten solche Richtlinien im Unternehmen für jeden Mitarbeiter - von der tiefsten bis zur höchsten Hierarchiestufe. Jeder Mitarbeiter verpflichtet sich dem Unternehmen und seinen Prozessen, nicht nur im Geschäftsalltag, sondern auch im Social Web loyal gegenüberzustehen und die geltenden Strukturen der Kommunikation zu respektieren. Hätte ein einzelner Mitarbeiter so gehandelt, indem er unter falschem Namen oder unter dem Schein der Anonymität eine Produktrezension veröffentlicht hätte, wäre das mediale Echo gewiss wesentlich kleiner gewesen. Durch die Aktivitäten seitens der Geschäftsführung kam das ganze Thema in eine ungeheure, nahezu rasante Fahrt. Jegliche Sinnhaftigkeit einer Social Media Richtlinie, hätten sie für diesen Fall Anwendung gefunden, wäre sofort über den Haufen geworfen und nutzlos. Die Sau wurde durch die digitalen Meinungsmacher durch Kleinbloggersdorf über Speedy-Go-Twitter bis zur traditionellen Medienhauptstadt getrieben. Das eigentliche Produkt zumindest scheint in manchen Testberichten die Tester nicht zu überzeugen. Der Produktmarke, die sich als deutsche Antwort auf das iPad von Apple verstehen durfte, schadet das scheinbar unkontrollierbare Kommunikationsverhalten. Immerhin agiert die beauftragte PR-Agentur Fink & Fuchs und versucht den Schaden einzudämmen, indem sie in einer Stellungnahme verkündet, dass die fraglichen Rezensionen auf Amazon privat verfasst wurden, ohne dass mit der übrigen Geschäftsführung oder der Kommunikationsabteilung eine Abstimmung erfolgte. Für die PR-Agentur entwickelt sich das Thema zu einem gefühlten Kundendebakel. Ob hier Beratungsresistenz vorliegt? :)

Kategorien: Marketing, Public Relations, Social Media
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Korrektur einer Rüge

In der deutschen Presselandschaft kommt das Prinzip der Rüge öfters vor. Der Deutsche Presserat tagte in den letzten drei Tagen in Berlin und sprach insgesamt sieben Rügen aus. Wegen der Missachtung des Persönlichkeitsrechts kassierte die Sächsische Zeitung eine Rüge. Doch auch selbst die Pressemeldung, in der die Rüge bekannt gemacht wurde, erwies sich als leicht missverständlich, wenn nicht sogar mit einem Fehler behaftet.

“Wir korrigieren die heutige Pressemitteilung des Presserats in der fälschlicherweise steht, dass die SÄCHSISCHE ZEITUNG eine öffentliche Rüge erhalten hat. Es muss heißen: nicht-öffentliche Rüge. Im Gegensatz zur öffentlichen Rüge, muss eine nicht-öffentliche Rüge nicht im Publikationsorgan veröffentlicht werden. Wir bedauern diesen Fehler und möchten uns dafür entschuldigen.”

Immerhin hat sich der Deutsche Presserat dafür entschuldigt.

Kategorien: Public Relations, Recht
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Vormerken zur dmexco: Social Media Kompass 2010/2011

In wenigen Wochen ist es endlich soweit: Die Fachgruppe Social Media im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. veröffentlicht am 15. September die neue Ausgabe vom “Social Media Kompass” für 2010/2011. Als Mitautor der Fachpublikation, die mittlerweile zu den Standardwerken der digitalen Wirtschaft zählt, freut es mich umso mehr, das umfassende Themenfeld von Social Media in der Branche und weit darüber hinaus bekannter zu machen.

Die Inhalte orientieren sich an den Social Media Basics, was sowohl Definitionen gängige Formen von Social Media, als auch das Themenfeld der neuen Kommunikatoren im Internet einschließt. Zudem wird Social Media als Medienrevolution in den Bereichen Personalmarketing & Human Ressources, Monetarisierung und Recht vorgestellt. Aktuelle Strategien und Chancen für Branding & Campaining, aber auch Customer Relationship Management und Social Commerce sind weitere Inhalte im Social Media Kompass. Das immer relevantere Feld der Erfolgsmessung kommt dabei nicht zu kurz, so dass sich jeder Leser auf ausführliche Informationen zu Kennzahlen, Analysemöglichkeiten und Reichweitenmessung durch ausgewählte Case Studies und Beispiele vom Einsatz von Social Media in der Unternehmenspraxis freuen darf.

Im neuen Social Media Kompass informieren wir nicht als einzelne Personen über aktuelle Trends und Tendenzen, sondern gemeinsam als Branchenexperten, die aus verschiedenen Marktsegmenten stammen. Zu den Autoren der neuen Fachliteratur zählen unter anderem:

  • Curt Simon Harlinghausen (AKOM360 GmbH)
  • David Toussaint (azionare GmbH)
  • Martin Kirmaier (coma AG)
  • Sandra Griffel (denkwerk GmbH)
  • Sabrina Panknin (ethority GmbH & Co. KG)
  • Roswitha Maier (lokalisten media GmbH)
  • Tim Ringel (metapeople GmbH)
  • Mike Schnoor (sevenload GmbH)
  • Patrick Wassel (Tribal DDB GmbH)
  • Christiane Biederlack (VZ-Netzwerke)
  • Thomas Zich (Wunderknaben Kommunikation GmbH)

Wer sich künftig durch geballtes Branchenwissen und aktuelle Fachkenntnisse im täglichen Business auf dem Laufenden halten möchte oder generell einen ersten Einblick in Social Media erhalten will, kann den BVDW Social Media Kompass 2010 ab dem 15. September 2010 für 49,90 Euro im BVDW Online-Shop bestellen. Alternativ darf jeder Interessierte sich auf der dmexco 2010 gerne in ein vertiefendes Gespräch mit mir begeben, oder auch am BVDW-Ausstellerstand in den Messehallen zu Köln in einem Exemplar schnuppern.

Disclaimer: Weil manchen Lesern die Frage auf der Zunge liegt, möchte ich hiermit erklären, dass ich als freiwilliger Mitautor und Mitglied der Fachgruppe Social Media im BVDW an dem Verkauf des Social Media Kompass keine Einnahmen erziele.

Kategorien: Marketing, Public Relations, Social Media
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Messbarer Erfolg im Social Media Marketing

Social Media liefert neue Chancen und Potenziale für Markenführung und Kommunikation. Doch wie sollen Unternehmen ein Verständnis von Social Media aufbauen, wenn aller Einstieg wie immer schwer ist? Schließlich stehen wir alle in direktem Kontakt mit unseren Zielgruppen, möchten echte Dialoge aufbauen und die Zielgruppe in die Kommunikation um Marken und Produkte einbinden. Die Kunden und Nutzer haben eine Stimme, die wir alle beobachten und ihr Gehör schenken sollten. Auch Marketing- und Kampagnen-Manager entdecken Social Media für sich und ihre Ziele.

Um erfolgreiche Social-Media-Kampagnen zu realisieren und den Erfolg messen zu können, müssen eine Vielzahl an Faktoren berücksichtigt werden. Die Fachgruppe Social Media im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. gibt mit dem Leitfaden “Messbarer Erfolg im Social Media Marketing – 10 Tipps für den Einstieg” Unternehmen, Agenturen und Selbständigen erste Hilfestellungen, worauf im Marketing
geachtet werden muss, damit eine Social-Media-Kampagne messbare Erfolge generiert. Gemeinsam mit Matthias Postel und Anna-Maria Zahn habe ich mir im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit im BVDW dazu einige Gedanken dazu gemacht, die sich in den folgenden 10 Tipps zusammenfassen lassen:

  1. Orientieren Sie sich auch im Social Media Marketing an den Grundregeln erfolgreicher Kommunikationsplanung
  2. Legen Sie konkrete Zielvorgaben fest
  3. Nutzen Sie Targeting
  4. Behalten Sie die Bedürfnisse und Wünsche Ihrer Zielgruppe im Blick
  5. Beweisen Sie Kreativität
  6. Wählen Sie die richtige Art und die richtigen Orte der Ansprache
  7. Messen Sie den Kampagnenerfolg und überprüfen Sie mögliche Wechselwirkungen
  8. Entscheiden Sie sich für den richtigen Mix in der Erfolgsmessung
  9. Achten Sie auf die Erhebung relevanter Daten zur Erfolgsmessung
  10. Berücksichtigen Sie die Erfolgsfaktoren von Social Media-Kampagnen

Jedem Leser dieser Zeilen kann ich nur empfehlen, tiefer in die Materie zu gehen und den gesamten Leitfaden mit mehreren Seiten an Informationen zu konsumieren. Bei aller Liebe zum Detail möchte ich bei jeglichen Aktivitäten in Social Media vor übetriebenen oder falschen Erwartungen warnen. Der Nutzer bestimmt immer das Ergebnis. Das unkontrollierbare Eigenleben der Nutzer kann eine Kampagne unterstützen, aber auch binnen kürzester Zeit das gewünschte Ergebnis ad absurdum führen. :)

Kategorien: Marketing, Public Relations, Social Media
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Wie geht man mit kinderfeindlichen Leitlinien um?

Vor wenigen Tagen veröffentlichte das “Creation Center” der Deutschen Telekom insgesamt 101 Leitlinien für die digitale Welt. Laut eigener Aussage brachte das Team nach mehrmonatiger intensiver Recherchearbeit, zahlreichen Workshops mit Teilnehmern aus mehr als 12 Nationen erstmals eine eEtiquette mit 101 Dos and Don’ts für den digitalen Alltag hervor. Eine starke Leistung, die nicht nur kostenfrei im Netz, sondern auch als Buch vertrieben wird. Die 101 Leitlinien sind zuweilen amüsant, mal produktiv, leicht anregend und eigentlich keine große Neuigkeit. Man kann mit vielen dort vorgeschlagenene Ideen leben, aber selbst an diesem Vorgehen darf Kritik geübt werden. Vor allem Business-Menschen und der digitalen Bohéme sind diese Dos and Don’ts seit Jahren bekannt. Wie schaut es jedoch mit einer solchen Leitlinie aus?

Schalte Dein Handy bei Beerdigungen, Hochzeiten, Yogakursen und überall dort aus, wo es unangebracht wäre, ein schreiendes Kind mitzubringen.

Die in Fett hervorgehobenen Wörter muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Ich verstehe den Sinn, ein Mobiltelefon, Handy oder Smartphone zu gegebenen Anlässen mindestens stumm zu schalten oder zu deaktivieren. Aber an dieser Leitlinie 100 scheiden sich im Social Web mittlerweile die Geister. Einge Nutzer des Social Web, zu denen auch ich zähle, fragten persönlich bei @telekom_hilft über Twitter an und bat um Stellungnahme zu der kinderfeindlichen Tendenz dieser Leitlinie.

Noch am gestrigen Abend wurde mir seitens @telekom_hilft per Direct Message bei Twitter eine Stellungnahme angekündigt. Nach mehrfacher Nachfrage kann ich bis zum jetzigen Zeitpunkt jedoch keine Stellungnahme über Twitter oder in meiner privaten E-Mail-Post finden.

In der heutigen Gesellschaft darf ein Großkonzern wie die Deutsche Telekom niemals über unsere zukünftigen Generationen richten, geschweige denn Familien kritisieren. Für viele Familienmenschen gehört es zum Leben dazu, mit ihren Kindern an Ereignissen teilzunehmen und sich nicht auszuschließen. Wo kämen wir hin, wenn wir uns in unserer privaten Freizeit still verhalten müssen oder einem Event fernbleiben, nur damit andere Menschen vollkommen ungestört ihr Dasein fristen können? Eine solche Richtlinie schränkt Familien und ihre Kinder in ihrer Freiheit ein. Ein mögliches Szenario könnte beinhalten, dass solche Leitlinien als besonders wertvoll bezeichnet werden und in einem Umkehrschluss das Mitbringen von Kindern verboten wird. Vielleicht sogar im Namen des Schutzes der Kinder?

Kinder sind der wichtigste Teil unserer Gesellschaft. Ohne unsere Kinder gibt es keine Zukunft mehr. Diese Erkenntnis erlebt sogar manche Kirche. Selbst im Gottesdienst wird Familien ermöglicht, einen speziellen Familiengottesdienst regelmäßig abzuhalten, wo explizit die Kinder zur aktiven Teilnahme eingeladen sind. Und falls es in der Zeit den Kindern zuviel wird, dürfen die Kleinen auch in einem Ruheraum den Gottesdienst per Leinwand mit ihren Eltern mitverfolgen.

Wenn schon die in der Gesellschaft durchaus kritisierten Kirchen den Weg gehen, eine Familie in ihre Gemeinde stärker zu integrieren, sollte ein Unternehmen immer die Werte einer modernen Familie hochhalten. Persönlich habe eine hohe Erwartung an Unternehmen hinsichtlich den Themen Kinder, Familie, Gesellschaft und der dazugehörigen Work-Life-Balance. Sobald Leitlinien mit hochoffiziellem Charakter publiziert werden, dürfen sie nicht die Grundwerte der Gesellschaft angreifen. Egal welche Abteilung der Telekom dieses Thema aufgreift - ich hoffe inständig, dass die Antwort ehrlich und glaubwürdig ausfallen wird. Schließlich gehört dies auch zu der Kommunikation in Social Media. Ebenso wie das Glatteis, auf dem man sich zu jeder Sekunde in der Kommunikation bewegt.

Nachtrag:
Das positive an der offenen Kommunikation an Social Media möchte ich durchaus aufzeigen. Nur wenige Minuten nach Veröffentlichung dieses Artikels äußert sich die Pressestelle der Deutschen Telekom in den Kommentaren der Leitlinie 101 und auch bei Twitter. Die Hoffnung besteht darin, dass die Community diese Leitlinie eigenständig bereinigt. Mein Vorschlag: “Schalte Dein Handy bei Beerdigungen, Hochzeiten, Yogakursen und überall dort aus, wo es unangebracht wäre, durch laute Klingeltöne die Veranstaltung zu stören.” Vielen Dank.

Kategorien: Familienleben, Public Relations, Social Media
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Twitter-Slam für Unternehmen: Oder was macht der echte Marcell?

Alle Welt spricht bei Social Media von dem Dialog auf Augenhöhe. Selbst ich proklamiere sehr offenkundig die Notwendigkeit der Konversation und Beziehungspflege. Gemeint ist dabei nicht nur der Bereich von Public Relations oder Marketing. Auch im Bereich des Kundenmanagements werden Beziehungsmanagement und Kundendialog im Netz immer wichtiger. Jeder Nutzer und praktisch alle Kunden können über verschiedene Einstiegspunkte in Social Media individuelle Kontaktbeziehungen zu Unternehmen aufbauen. Digital Relations ist hier ein wichtiges Stichwort.

Social Media wird direkt zur Kommunikation eingesetzt, interne Details wie Kundennummern werden selbstverständlich in weiteren Schritten über private Nachrichten oder per offizieller E-Mail ausgetauscht. Twitter oder Facebook dienen zur Erstkommunikation mit den Unternehmen, falls der klassische Weg über die Hotlines und Callcenter zu keinem fruchtbaren Ergebnis führt. Auch nutzen Unternehmen Twitter zur proaktiven Kommunikation, sobald Nutzer durchaus ihren Frust im Netz ablassen. Prominente Vorreiter sind @telekom_hilft oder @vodafone_de im Telekommunikations- und Mobilfunksektor. Die Kunden erkennen dieses zusätzliche Serviceangebot und nehmen es wahr. Die daraus erzielten Effekte sind schlecht messbar und nur wenig skalierbar, aber ein positiver Tweet eines Kunden oder neue Fans auf der Fanbase bei Facebook kippen negative Momentaufnahmen in eine positive Stimmung - ganz im Sinne eines Empfehlungsmanagements durch Kunden für Kunden.

Wie lässt sich Glaubwürdigkeit und Authentizität einer Präsenz in Social Media definieren?
Die Anfangsphase einer Unternehmenspräsenz in Social Media erfordert ein wenig Strategie, aber auch viel “Trial and Error”. Vieles wird mit Social Media nicht leichter und ein aktives Engagement gestaltet sich oft schon nach wenigen Tagen als herausfordernd. Ein gutes Beispiel ist der Ausbau der Unternehmenspräsenz der 1&1 Internet AG, ihres Zeichens her eines der führenden Unternehmen für DSL, Hosting, Mobiles Internet, Entertainment, Domains, Server - nach eigener Aussage “Das Portal für Produkte rund um das Internet.” Der Marktwert des Unternehmens ist entsprechend beachtlich, so dass ein Engagement in Social Media erforderlich ist. Neben dem etablierten Twitter-Account @1und1, wo das “Social Media Team” des Unternehmens aktiv den Dialog gestaltet, wird jetzt scheinbar niemand geringeres als “Marcell D’avis”, bekannt als Testimonial aus den aktuellen Werbespots des Unternehmens, sein Gesicht auch bei Twitter präsentieren.

In den letzten Tagen zeichnet sich jedoch ein kleiner Machtkampf bei Twitter um die Vorherrschaft der “Kundenzufriedenheit” ab. Das betroffene Unternehmen muss sich zurzeit mit einem anderen Nutzer auseinandersetzen, dessen Benutzername sehr ähnlich klingt: In diesem Twitter-Slam tritt ein gewisser @Marcell_D_Avis, der mit vielen Followern und Nutzern bei Twitter einen aktiven Dialog führt, gegen den von offizieller Seite her bestätigten @marcelldavis an, der bisher in seinen Tweets nur auf die offizielle Fanpage des Unternehmens bei Facebook verweist.

Die Frage liegt nahe: Wer ist eigentlich wirklich glaubwürdiger? Und wie sollte das Unternehmen am besten darauf reagieren, dass der andere Twitter-Account schon beachtlich viele Follower aufweist? Social Media bietet zurzeit sehr viele Freiräume, in denen sich Einzelpersonen oder kleine Gruppen zusammenrotten können, um ihre persönlichen Botschaften und Meinungen unter das Volk zu bringen. Nachahmer gehören dabei mittlerweile an die Tagesordnung. Die Betroffenen sollten versuchen, diesen Zustand zu akzeptieren und mit gleichen Mitteln zurückzuschlagen, jedoch nur im äußersten Notfall mit der rechtlichen Keule schwingen.

7 Tipps: Wie behauptet man sich gegen Nachahmer bei Twitter?

  1. Optimales Branding und CI: Unabhängig von den Inhalten sollte der Twitter-Account kein standardisierter Account sein, der kein Hintergrundbild oder weiterführende Informationen in der Kurz-Biografie oder im Hintergrundbild selbst enthält. Die klassische blaue Hintergrundfarbe des Microblogging-Dienstes Twitter muss an das Branding des Unternehmens angepasst werden. Das User-Icon sollte entweder das Unternehmenslogo oder aber das Gesicht des jeweiligen Testimonials tragen, falls der Account unter persönlicher Federführung einer Einzelperson gestaltet wird.
  2. No Law Enforcement: Was passiert, wenn ein anderer Account mich nachmacht? In obigem Fall sei jedes Unternehmen gut damit beraten, nicht sofort den Weg zum Anwalt zu gehen. Dies kostet Zeit und Nerven, und im schlimmsten Fall kommt der Social Media PR-Gau schneller, als man denkt. Welcher Social Media Manager oder PR-Manager möchte eine Negativ-Story bis zu den Fachmedien oder in die Publikumspresse hochkochen? Falls kein amüsanter, satirischer Inhalt vom Nachahmer geboten wird, sondern handfeste Unwahrheiten verbreitet werden, ist der anwaltliche Weg selbstverständlich das beste Mittel, ein solches Querfeuer zur Aufgabe zu bringen.
  3. Offizielle Statements als Notwehr: Gewiss eignet sich der Ansatz, die Kommunikation bei Twitter mit offiziellen Charakter zu untermauern. Vor dem drohenden Debakel eines Social Media PR-Gaus empfiehlt sich natürlich: Beobachten und nicht direkt auf kritische Stimmen sofort reagieren, sondern einfach den eigenen Account mit wertvollen Inhalten besser als den “Fake-Account” im Netz zu positionieren. Der Austausch mit anderen Nutzern bewirkt wahre Wunder, kann aber auch in einem Twitter-Slam wie bei obigem Beispiel zur Lachnummer werden, wenn fast kein Dialog seitens des offiziellen Twitter-Accounts erfolgt. Da hilft auch kein Zusatz in der Kurzbiografie bei Twitter, getreu nach dem Motto “Dieser Account wird vom Social Media Team betreut” - oder der Hinweis, dass der offizielle Testimonial-Account ein anderer wäre.
  4. Plattformübergreifende Integration und Verlinkung: Der Twitter-Account des Unternehmens oder andere “Sub-”Accounts wie von Einzelpersonen sollten durchweg in den kommunikativen Aktivitäten des Unternehmens integriert und verlinkt werden. Dazu zählt nicht nur die Homepage selbst. Auch Facebook oder die Corporate-Seite, aber ebenso das Blog des Unternehmens eignen sich hervorragend zur Verlinkung.
  5. Aktiv auf Nachahmer hinweisen: Vielen Kommunikatoren mag dies nicht schmecken, doch je populärer ein “Fake-Account” wird, desto stärker wird der Verursacher sich in seinem Engagement bestätigt fühlen. Selten sind die Nachahmer auf direkte Konfrontation oder Schädigung der Person oder des Namens aus. Vielmehr erfolgt dies Treiben aus reiner Belustigung. Ein Unternehmen sollte aktiv ihre eigenen Follower auf den Nachahmer hinweisen und nicht nur mitteilen, ein bestimmter Account wäre der offizielle. Eine Gratwanderung, die es in sich haben kann, aber von einem Zugeständnis zeugt.
  6. Vergesst das Following-Prinzip nicht: Der Twitter-Account eines Unternehmens ist nicht dafür gedacht, nur eine Handvoll anderer Twitter-Accounts zu folgen. Folgt euren followern, bildet zumindest dem Anschein nach eine Community. Das Argument, der Twitter-Stream würde überfüllt werden, zählt nicht. Schließlich ist der Twitter-Stream eines Unternehmens nicht zum Twitter-Monitoring gedacht, wofür es entsprechend andere Tools und Möglichkeiten gibt. Je aktiver ein Unternehmen den Followern folgt und mit ihnen in den Dialog geht, desto positiver die Ausgangssituation gegenüber potenziellen Nachahmern.
  7. Aber man muss nicht immer Twittern: Ganz richtig gelesen. Ein Unternehmen muss nicht immer Twitter für jeden einzelnen Mitarbeiter einsetzen. Selbst wenn Herr D’avis als Testimonial und Leiter für Kundenzufriedenheit im Unternehmen schon über die klassischen Kanäle wie Telefon und E-Mail (oder auch mal auf Stippvisite an der Haustür) erreichbar ist, braucht er persönlich nicht noch einen Twitter-Account unterhalten. Dazu gibt es die offiziellen Kanäle bereits, und auch Twitter kostet an Aufwänden entsprechend Zeit und Energie.

Grundsätzlich spricht vieles dafür, Twitter sinnvoll zu nutzen, um sich persönlich oder ein Unternehmen in Social Media zu behaupten. Auch bei potenziellen Nachahmern und “Fake-Accounts” muss statt der rechtlichen Keule ein proaktiver Einsatz zuerst in der logischen Abfolge stattfinden, wenn man sich gegen Dritt-Accounts und Trittbrettfahrer durchsetzen will. Und wenn es nur ein wenig Spaß ist, der im Sinne der allgemeinen Kommunikation für das Unternehmen positiv spricht, bietet sich auch desöfteren die friedliche Co-Existenz an. :)

Kategorien: Marketing, Microblogging, Public Relations, Social Media
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Social Media Idealisten

Zurzeit erobern so genannte “Social Media Manager” sehr schnell einige Sphären der digitalen Wirtschaft. Manch ein Experte hat gewiss seine Berechtigung erlangt, aber viele neue Mitspieler sprießen - und so möge man mir in der Wortwahl verzeihen - schon wie Unkraut aus dem Boden. Daran sei in erster Linie keine Kritik geäußert, aber Verwunderung macht sich breit. Die Gründe sind dabei denkbar einfach gestrickt.

Selbige “Social Media Experten” schreiben seit wenigen Wochen auch ein Blog und kommentieren vielleicht seit ein paar Monaten bei diversen anderen Blogs. Zudem pumpen diese Zeitgenossen diese und jene Nachricht über Twitter oder auch bei Posterous raus, verstehen aber nicht das Prinzip vom Dialog mit den anderen Nutzern auf Augenhöhe. Authentizität und Transparenz in ihrer Kommunikation sind dabei schon befremdliche Kriterien. Gleichzeitig basteln selbige Experten spontan eine Facebook Fanpage zusammen und versuchen über Follower-Bots ihren Twitter-Account rein quantitativ-numerisch in die Höhe zu jagen. Auch andere selbsternannte Social Media Experten profilieren sich auf diversen Events, aber reden ohne mit Hand und Fuß wirklich in Social Media zu stecken über ein Thema, indem sie heute noch proklamieren, dass Foursquare das neue Twitter sei. Wenn man schon bei diesen Geo-Location-Based Services richtig gelten möchte, bewegt man sich dauerhaft mit GPS und pumpt seinen Aufenthaltsort in zehn Dienste gleichzeitig rein. Und überhaupt müsste man mit seinem Unternehmen bei Twitter und Facebook präsent sein.

Wo bleibt denn da die Konsequenz? Kommt der Social Media Experte dabei noch zum Arbeiten? Spricht hier der fachübergreifende Ansatz ein Wort mit oder denken Social Media Manager nur im Marketing-Buzzword-Slang? Würde jemals einer der Social Media Experten den kommunikativen Ansatz verfolgen, den Vertrieb oder das Personalmarketing eines Unternehmens oder Kunden zu stärken, und nicht ausschließlich irgendwelche Postings bei Twitter rauszujagen? Social Media Idealisten. Will man diese Oberflächlichkeit wirklich? :)

Kategorien: Public Relations, Social Media
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7 Tipps zur effektiven Konferenz-Promotion über Social Media

Konferenzen, Messen, Veranstaltungen - wir besuchen sie häufig und regelmäßig als Gäste, aber auch als Referenten und Aussteller. Im Zuge der Medienwirksamkeit finden mittlerweile zahlreiche Events immer stärker im Netz statt. Und nur wenige Veranstalter verzichten gänzlich auf die mediale Inszenierung vom Vorfeld über den eigentlichen Event bis zur Nachberichterstattung. Sie folgen dabei einem einfachen Schema: Je mehr inhaltliche Relevanz und Affinität zu Medien und zum Internet gegeben ist, desto stärker wird die Präsenz bei Twitter oder Facebook ausgebaut.

Noch vor wenigen Jahren waren Besucher ausschließlich auf die offiziellen Informationskanäle angewiesen. Auf die Event-Ankündigung folgte der schriftliche Registrationsprozess, einige weitere postalische Mailings hielten die Besucher auf dem aktuellen Stand. Mittlerweile lösen regelmäßige Mailings, Pre-Events wie zur dmexco oder zur Cebit, sowie das Engagement der Veranstalter bei Twitter oder Facebook diesen vergleichsweise teuren Prozess durch das digitale Momentum ab.

Events sind im Digitalen Zeitalter angekommen
Sehen wir von mittlerweile sehr bekannten Web-Konferenzen wie next oder re:publica ab, erfreuen sich die Veranstalter von traditionsbewussten Events sehr deutlich am partizipativen Nutzer. Nicht mehr alleine ein Redaktionsteam vor Ort, sondern der Konferenzbesucher selbst greift zum Smartphone oder Laptop, um seine Eindrücke der Welt öffentlichkeitswirksam mitzuteilen.

Zwischen den Vorträgen und auch während des Programms greifen die Zuhörer einzelne Themen auf, verbreiten sie mal als losgelöste oder auch zusammenhängende Statement-Tweets. Wer vor Ort ist, informiert sich über das Geschehen in anderen Panels. Und wer zu Hause oder im Büro bleibt, kann ohne weiteres ein wenig aktuelles Zeitgeschehen verfolgen. Auch beim medienforum.nrw ist dieser Trend unter dem Hashtag #mefo10 zu beobachten. Insgesamt ist diese Entwicklung sehr lobenswert. Die Konferenz wird durch die Besucher belebt.

Wie setzen Veranstalter Social Media für Konferenzen richtig ein?
Jeder Veranstalter muss sich heute darüber im Klaren sein, dass seine Besucher weitaus mehr Informationen und eine mediale Rundumversorgung erwarten. Als grundlegende Ideen in Hinblick auf den Einsatz von Social Media bei Events möchte ich folgende Punkte als Empfehlung für Veranstalter zukünftiger Events festhalten.

7 Tipps zur effektiven Konferenz-Promotion über Social Media

  1. Konferenz-Webseite als zentraler Knotenpunkt:
    Eine Konferenzseite muss neben dem aktuellen Programm und Referenteninformationen auch mit sämtlichen anderen Web-Präsenzen des Events verbunden sein. Cross-Linking zum Twitter-Account oder der Facebook-Fanpage, zum Ticketing-System bei Amiando, zu XING über die einzelnen Ansprechpartner, Social Media Newsroom mit Fotos und Videos von YouTube, sevenload, Flickr und Sharing-Buttons zu diversen Bookmarking-Dienstleistern. Der “Like”-Button von Facebook oder das “Tweet this”-Konzept muss ebenfalls für jede Konferenzseite integriert sein.
  2. Twitter als Informationsgarant: Eine Konferenz muss aktuelle Informationen zu jedem Zeitpunkt auch ins Social Web streuen. Twitter eignet sich dabei sehr gut für Besucher, um immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Auch Journalisten, die sich jeder Veranstalter für seinen Event wünscht, nutzen Twitter als Themenseismograph und mittlerweile als schnellste Primärquelle gegenüber der klassischen Pressemeldung per E-Mail (oder per Post). Als wichtig zeichnet sich auch das eigene Engagement aus, sobald thematisch relevante Informationen über diesen Konferenz-Account verbreitet werden. Der Blick über den Tellerrand ist für Follower das A und O, und als twitternder Veranstalter demonstriert man Fachkompetenz auch außerhalb der eigenen Veranstaltung.
  3. Twitter als Interaktionsmedium:
    Ein kapitaler Fehler seitens zahlreicher Veranstalter ist das fehlende Engagement mit den Fans oder Followern. Wenigstens seinen eigenen Followern sollten Events bei Twitter folgen. Ein Gegenargument, was man immer wieder hört, beinhaltet das eindeutige Bemängeln eines sauberen Twitter-Feeds zur Verwaltung des Twitter-Accounts. Das ist jedoch eine völlig falsche Ausgangslage. Der Twitter-Feed sollte nicht nur die eigenen Tweets zur Visualisierung darstellen. Viel besser eignen sich kollaborative Tools und Clients zum Management des Twitter-Accounts. Schließlich sind bei größeren Events mehrere Mitarbeiter gleichzeitig bei Twitter unterwegs, so dass Hootsuite, CoTweet, Tweetdeck, Sesmic und andere Hilfsprogramme wesentlich effizienter für die Verwaltung des Twitter-Accounts geeignet sind. Als Appell für jeden Veranstalter gilt: Folgt euren Followern aktiv, sobald sie euch folgen - diese Belohnung erfreut nicht nur die einzelnen Besucher, sondern kann mit noch stärkeren Re-Tweets und Thementweets unter den jeweiligen Hashtags honoriert werden.
  4. Hashtags als Monitoring:
    Egal ob #mefo10, #dmexco, #next10 oder #webciety - jeder Event vertraut mittlerweile auf seine eindeutige Identifikation in Twitter. Für das Pflichtprogramm wird in der Regel bei längeren Konferenznamen gerne die Abkürzung des Events mit oder ohne Jahreszahl verwendet. Daran sollten sich auch Veranstalter mit ihrer Hashtag-Vorgabe halten. Als Kür gilt in der Szene der Einsatz von speziellen Hashtags für die verschiedenen Tracks/Räume der Konferenz, die am Eingang des Raumes und gerne an der Beamerwand oder in der Präsentation selbst platziert werden sollten, wie z.B. #raum1 oder #raumzwei.
  5. Geolocation-Dienste als Spielerei:
    Foursquare und Gowalla liegen bei vielen Besuchern im Trend. Eine Konferenz sollte über einen offiziellen Account bei beiden Diensten den Veranstaltungsort sowie einzelne Konferenzräume vor Beginn der Konferenz hinterlegen. Mit einer exakten Geo-Position finden spielfreudige Nutzer einen kleinen Zusatzanreiz, sich medial bei der Konferenz auszutauschen und gegebenenfalls auch im Wirrwarr der Besucherströme zu finden
  6. Facebook für echte Fans und potenzielle Besucher:
    Neben Twitter eignet sich Facebook hervorragend dazu, um die Besucher mit Informationen und attraktiven Klickanreizen in Form von Bildern oder Videos immer auf dem Laufenden zu halten. Zudem bieten Engagement-Ads bei Facebook im Vorfeld der Veranstaltung die Option, neue potenzielle Besucher mit sehr genauen Targeting-Optionen zu werben.
  7. Video-Berichterstattung als Besuchererlebnis:
    Eine alte Faustregel gilt immer noch: Besucher lockt man durch ein abwechslungsreiches Programm an. Zahlende Gäste hingegen stehen oft vor dem Problem, dass ihre präferierten Vortragsthemen zeitgleich abgehalten werden. Der Königsweg von professionellen Konferenzen ist eine Aufzeichnung von jedem Panel in voller Länge, die nicht als Live-Stream im Web übertragen werden müssen, sondern nach einigen Tagen den Besuchern als “Konserven-Videos” zur Verfügung gestellt werden. Eine eigene Video-Seite ähnlich der DLD und parallele Platzierung der Videos bei Videoportalen wie YouTube oder sevenload in einem eigenen Conference-Channel bieten zudem virales Potenzial, aber auch zusätzliche Reichweite und Aufmerksamkeit. Es steht jedem Veranstalter frei, die Videos in voller Länge öffentlich zugänglich zu machen, nur den registrierten Besuchern for free oder zusätzlich gegen eine “Pay-Per-View”-Option für Nicht-Teilnehmer der Veranstaltung. Gewiss ist mir bei diesem Punkt sehr wohl bewusst, dass mein Arbeitgeber ähnliche Produkte anbietet. Für das gesteigerte Erlebnis als Messe- oder Konferenzbesucher und als Empfehlung zur Konferenz-Promotion in Social Media soll dies keinen Einfluss haben.

Insgesamt betrachtet ist die deutsche Konferenz-Landschaft in der Medienwelt schon jetzt gut im Social Web positioniert. Ein wenig Finetuning und Justieren einzelner Stellschräubchen sind jedoch notwendig, um den (zahlenden) Besuchern mit dem Event als ein absolutes Highlight im Gedächtnis hängen zu bleiben. Ich hoffe, dass meine Anregungen für künftige Events aufgegriffen und nicht nur bei Themen zu Medien/TV/Radio/Print/Internet/Social Media ihren Anklang finden werden. Selbst die Möbelindustrie, Foto- und Videoproduktion, Law-Events, B2B-Messen, Dienstleistungsgewerbe und jede erdenkliche Fachmesse kann diese einfachen Mittel zur Konferenz-Promotion nutzen, um einzelne Erfolge feiern zu können. Leider ist abseits von medien- und internetaffinen Konferenzen nur sehr wenig Engagement in Social Media vorhanden. Nicht jeder Aspekt macht bei jedem Event auch Sinn, doch mindestens einen der sieben Punkte sollten Konferenzbesucher in Zukunft erwarten dürfen.

Gerne lade ich meine Follower und natürlich die Leser meines Blogs ein, fleißig mitzudiskutieren: Welche Erwartung im Sinne vom Einsatz von Social Media für Konferenzen teilt ihr - und welche Punkte sind eures Erachtens nach wertvoll?

Update vom 01. Juli 2010:
Nicht vorenthalten möchte ich dem geneigten Lese auch die 10 Tipps zur erfolgreichen Eventkommunikation im Blog von Anja Beckmann, die in der Hinsicht einen relativ klassischen Ansatz verfolgen, aber als Gesamtpaket mit den obigen sieben Tipps eine gute Ausgangslage bilden.

Kategorien: Events, Marketing, Public Relations, Social Media
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