Die öffentliche Abrechnung von echten Helden!

Die Werbeagentur Jung von Matt und die “BILD”-Zeitung machen heute mit der erfolgreichen deutschen Band “Wir sind Helden” gemeinsame Schlagzeilen. In einem fast harmlosen Schreiben richtet sich die eine Seite an die prominenten Künstler. Die Werbekampagne der Zeitung solle von den Helden als Testimonials unterstützt werden. Schließlich konnten andere Prominente bereits für die Werbeaktion gewonnen werden. Für alle beteiligten Protagonisten entrichtet die “BILD”-Zeitung einen entsprechenden Obolus in Höhe von 10.000 Euro an von den Künstlern ausgewählte gemeinnützige Organisationen.

Von der Grundidee wirkt die kooperative Werbeaktion nicht verkehrt, oder? Wie jedoch eine klare Absage erteilt wird, demonstriert “Wir sind Helden”-Frontfrau Judith Holofernes in ihrem offenen Brief und rechnet gleichzeitig mit den beteiligten Unternehmen ab. Die einst als “Klowände des Internets” bezeichneten Blogs, zu denen auch die Online-Publikation der Helden zählen darf, besitzen eine gehörige Portion von Einfluss und Macht. Sie erreichen wie die Massenmedien innerhalb von kürzester Zeit die Menschen. In der Treue sind diese Zielgruppen jedoch wesentlich emotionaler mit den Aussagen der Band verbunden: Für die Fans der Helden vermittelt dieser offene Brief die gewollte Aufklärung pur.

Ob dies ein Fall für einen eskalierenden Social Media PR-Gau ist, wage ich zum aktuellen Zeitpunkt noch zu bezweifeln. Gewiss steht eine Seite sehr deutlich in der Kritik, aber das faszinierende Element an der gesamten Aufregung des heutigen Morgens bleibt die Tatsache, dass jeder der Beteiligten eine gehörige Portion Aufmerksamkeit erhält. Alle genannten Unternehmen und Personen scheinen an der digitalen Massenhysterie zu profitieren. Einerseits wird die “BILD”-Zeitung quer durch alle Medien genannt werden, schließlich ist die Werbekampagne seit langer Zeit präsent. Die Fachpresse wird vornehmlich der Agentur Jung von Matt äußerste Aufmerksamkeit bescheren.

Zu guter Letzt profitieren auch die Helden ungemein von dem Aktionismus ihrer Frontfrau und rasseln von Twitter über Facebook bis durch die guten alten Blogs durch. Das entscheidende Indiz für diese Erwartungshaltung findet sich letztlich in der eindeutigen Absenderkennung wieder. Sie sind nicht nur Helden vom Namen her, vielmehr machen sie sich zu echten Helden in den Herzen ihrer Fans und als Antagonisten der etablierten Kreise in der Medienlandschaft. Kein Fremdschämen, keine Häme, kein Neid. Vielleicht eher der Mut seitens der Künstler, ein reaktives Antwortschreiben zu verbreiten, beflügelt die Köpfe und regt ihre Geister zur weiteren öffentlichen Diskussion ein.

Insgesamt 165 Kommentare finden sich zu der Absage, unzählige Postings bei Facebook und unüberschaubare Tweets zu #Holofernes sprechen Bände. Und was sagt Jung von Matt dazu? Im Bewegungsmelder findet bisher noch sich nichts… aber ich bin mir sicher, dass ganz typisch für Social Media zumindest ein wenig zugehört wird. :)

Die amüsante Note dieser Aktion liegt in der Art und Weise, wie sich die Band positioniert. Die durchaus höflich formulierte Anfrage von Jung von Matt wird öffentlich zerrissen. Der Kurs steht auf gefälliger Provokation. Macht dies die Künstler nun zu dem, was sie sein wollen, oder stellen sie sich durch die direkten Worte selbst in der Öffentlichkeit bloß?

Nachtrag: Ob es eine offizielle Reaktion oder vielleicht doch eine emotionale Reaktion ist - seitens Jung von Matt scheint es eine Äußerung zu geben, die in einem Kommentar bei jetzt.de zu dem provokativen Schreiben jüngst veröffentlicht wurde. Im Anschluss stellt sich jedoch heraus: Pustekuchen, die Antwort auf die Antwort war ein Fake, wie Jung von Matt selbst bestätigte. :)

Kategorien: Marketing, Public Relations, Social Media
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1 Kommentar

  1. Udo:

    JvM sind in letzter Zeit nicht gerade durch kreative Ideen aufgefallen, als Beispiel sei die Logo-Doublette für einen lokalen Energieversorger hse hier in Darmstadt wie auch bei der im Ganzen eher peinlichen Kampagne für BLÖD mit ihrem vorläufigen Höhepunkt, der Anfrage an “Wir sind der Helden.” Helden sind sie deshalb, das sie die Vereinnahmung durch BLÖD zurückgewiesen haben, noch lang nicht. Doch sind sie allemal besser als all diejenigen, die ihren Namen für ein Blättchen wie BLÖD hergeben, nur um ihren eigenen Namen an jeder Litfasssäule lesen zu können. Gerade Kampagnen wie für zu Guttenberg sind doch ein gutes Beispiel dafür, das es sich nicht um eine durch das Grundgesetz zu schützenden Publikation freier Meinungsbildung handelt, sondern um eine Blättchen das in Briefkästen mit der Aufschrift “Bitte keine Werbung!” nichts verloren hätte, selbst wenn es eine “kostenlose Zeitung” wäre. BILT, also Bild und Welt von ‘Friede “Merkels Busenfreundin” Springers Gnaden sind leider genau das was Frau Holofernes umreißt: PRopaganda, sonst Nichts.

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