Sehen wir doch mal der Realität ins Auge. Wir bauschen unser Töchterchen nicht in Watte. Ich sehe es vielerorts, wo die Kinder verhätschelt und vertätschelt werden, nahezu keine Freiheiten haben und auch mal ein blauer Fleck oder eine Schramme gleich mit dem Weg in die Notfallklinik belohnt wird. Schon oft haben wir auf dem Kinderspielplatz die kleinen Heulsusen gesehen, die wegen ein bisschen Sand im Schuh zu ihren Eltern rannten. Andere Eltern sind sehr irritiert, wenn unsere Tochter den Sand vom Spielplatz in den Mund nimmt. Klar, das ist dreckig, aber es härtet ab. Wir leben ja nicht in einer “Sagrotan-Gesellschaft”. Wie informieren sich andere Eltern heutzutage über das, was Kinder so treiben? Na klar, sie wälzen ziemlich viele Bücher von Fachautoren oder informieren sich in Zeitschriften. Ein aktuelles Beispiel für Elternmagazine ist Nido.
Nido, das neue Magazin für junge Eltern mit kleinen Kindern. Nido ist ein General-Interest-Magazin, das moderne Eltern mit vielfältigen Themen zeitgemäß anspricht. Das Magazin nimmt die Leserinnen und Leser über die Vater-/Mutterrolle hinaus ernst und beleuchtet die Welt aus einer neuen Perspektive
Thematisch dreht sich bei Nido laut eigener Aussage alles um die Bedürfnisse der Eltern, was komischerweise das Themenspektrum von Pop bis Politik, von Mode, Reise, Inneneinrichtung bis hin zu Psychologie und Sex umfasst. Kurz präzisiert beinhaltet der neue Titel im Portfolio von Gruner+Jahr eine Ladung Artikel zu “Gesellschaft”, “Psychologie”, “Reise & Kochen”, “Wirtschaft & Geld” sowie “Mode & Produkte”.
Die Frage ist jedoch - brauchen wir das? Redaktionell aufbereitete Texte? Ist das noch in der heutigen Zeit von Social Media noch angebracht? Ich kenne viele junge Väter und Mütter, die großteils als “Urbane Eltern” durchgehen. Alles in allem vereint uns mittlerweile der Medienkonsum über das Internet. In der Zeit des großen Zeitschriften- und Zeitungssterbens durch die Selbstentwertung der Titel komme ich mir da ein wenig veralbert vor. Man denke nur an alterwürdige Printtitel wie die Rocky Mountain News, Tomorrow, oder die Amica - der Markt konsolidiert sich und man muss Abstriche in der Verlagslandschaft hinnehmen. Wie passt der neue Printtitel da nur ins Schema?
Kinder brauchen Freiheit. Die Eltern brauchen die Freiheit, und wir nutzen sie auch: Wir machen Medien!
Liebe Verleger, bitte geht doch den Weg des Blogs mit innovativen Konzepten. Printtiel ist schön und gut, aber das Blog bietet doch einfach mehr als nur Lesekonsum. Junge, urbane Eltern wie wir sind doch alles andere als daran interessiert, sich eine Zeitschrift in unserer schnellebigen Zeit zu ergattern. Information muss effizient und schnell herüber kommen. Klappt das auch mit euch? Dann, so sei mir gestattet ein wenig Eigeninitiative zu liefern, möchte ich auf das publizistische Angebot meiner Frau hinweisen: In recht regelmäßigen Abständen veröffentlicht sie unter joombee.com diverse Blogartikel zum Thema Kind und Eltern. Schaut rein, bleibt dem Internet treu! Die Social Media Revoluzzer kommen nämlich! Ich glaube, ich bin mit der Meinung auch nicht alleine… :)
Natürlich hat es mich bewegt, als vor wenigen Tagen verkündet wurde, dass das Online-Nachrichtenportal Zoomer.de eingestellt wird. Bürgerzeitungen, Citizen Media Journalism und Social Media erfuhren eine harte Abfuhr beim Holtzbrinck Verlag. Doch nicht nur die junge Riege der Social News hat es getroffen. Heute berichtet der Branchendienst Kress von dem Aus der Tomorrow:
Der Burda-Verlag hat die Faxen offenbar dicke: Nach kress-Informationen stellt der Münchner Verlag sein “Digital-Lifestyle”-Magazin “Tomorrow” mit sofortiger Wirkung ein. Was aus der Berliner Redaktion wird - bislang unklar. Von Verlagsseite war bisher keine Bestätigung zu erhalten.
Ein harter Schlag, der mich persönlich mit voller Breitseite trifft. Ich habe die Tomorrow ganz persönlich sehr genossen. Wenn sich dieses Gerücht hält und bewahrheitet, stirbt für mich ein Teil der Digitalen Welt auf Papier. Lohnt sich das Hoffen auf eine Falschinformation?
Ein Fallbeispiel an sehr guter Kommunikation zwischen Lesern und Redaktion legte heute die Spiegel Online Redaktion an den Tag. In einem Artikel über die Festnahme eines deutsch-ägyptischen Bloggers fehlte mir persönlich die Information über die eigentliche URL des Blogs. Über das offensichtliche Fehlen schrieb ich auf Twitter leicht verwundert “Warum sehe ich bei SpOn keinen Link zum besagten Blog?” nebst der tinyURL des Artikels.
Ich setzte dabei schon innerlich darauf, dass irgendwer reagieren würde - einer meiner Follower zumindest. Vom Sammelaccount @SPIEGEL_alles konnte ich keine Reaktion erwarten, doch ich musste nicht lange abwarten. Meine Erwartungshaltung wurde vollkommen erfüllt. Wenige Minuten später reagierte niemand geringeres als Chefredakteur Wolfgang Büchner (@wbuechner) und Chef vom Dienst Stefan Plöchinger (@ploechinger).
Sie schrieben prompt zurück und kündigten die Verbesserung des Artikels um genau die fehlende URL zum Blog des inhaftierten Bloggers an. Natürlich ist ein “catchiger” Begriff wie “SpOn” sicherlich Standard für die internen Suchalgorithmen, doch genau die Schnelligkeit und persönliche Ansprache machen den Reiz dieser Kommunikation aus. Vielen Dank!
Ich schätze es sehr, wenn ein Medium direkt mit seinen Nutzern, Zuschauern, Lesern, Konsumenten und mittlerweile Prosumenten direkt in authentischen Dialogen kommuniziert. Zwar limitiert Twitter alles auf nur 140 Zeichen, doch die Reaktionsgeschwindigkeit und das dadurch hohe Maß an Interaktion sprechen für sich. Vielleicht mögen @SPIEGEL_alles und die anderen Twitter-Accounts des Verlagshauses in erster Linie insgesamt informative Linkfischer des eigenen Nachrichtenportals darstellen, doch der Einsatz der wichtigen Männer im Hintergrund spricht für die scheinbar perfekte Integration des Microblogging-Tools in ein traditionelles Verlagshaus. Als Resultat erhält man dafür eine kleine Lobeshymne in irgendeinem Blog der Welt - sehr nice und sehr zwonullig! Jetzt fehlt nur noch das offizielle Twitter-Verzeichnis der Mitarbeiter und Redakteure von SpOn als eigener Beitrag auf eurem Nachrichtenportal - und ihr könnt euch vor Followern und der entsprechenden Kommunikation wohl kaum retten. Weiter so. :)
Am heutigen Abend fallen mir vor allem zwei Dinge auf. Zum einen die Integration von Social Media im Fernsehen, zum anderen das politische Engagement im Vorfeld einer Wahl. Vor Monaten, ja vor einigen Jahren war ich trotz meiner persönlichen Netzaffinität, die durch Beruf und Bildung geprägt wurde, einer der ersten Zuschauer, die an einem Wahlabend den Fernseher einschalten würden, um mit live dabei zu sein. Nach dem heutigen Tag kann ich stolz behaupten: Das Fernsehen ist und bleibt nur ein Medium in unserer Zeit, das sich dem medialen Einfluss des Internets kaum entziehen kann. Wie kann ein Fernsehsender sich seine Zuschauer und das Netz quasi zum Untertan machen, wenn die Informationen hier viel intensiver diskutiert und schneller verbreitet werden? Reicht es, im Internet vor dem Hintergrund des regulatorischen Rundfunkstaatsvertrages eine rudimentäre Informationspolitik zu betreiben? Oder muss man sich öffnen?
Ja, man kann den Weg gehen und Social Media als Teilangebot in die Berichterstattung einfließen lassen. Es ist zumindest eine gesunde Herausforderung, den zur Wahl berichtenden Journalismus nicht nur im Fernsehen, sondern auch im Internet als Social Media Angebot anzubieten. Am Beispiel der Hessen-Wahl konnte das ZDF vor allem bei den netzaffinen Zuschauern punkten. Die Portalseite integriert medienübergreifend Livestream, Twitter, Chat und Videos. Vor allem in Twitter geht zu @wahlimweb und @tsg (SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel) die Post ab. Im Gegensatz hierzu vermag kein anderes Angebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sowie des Privatfernsehens in Deutschland ein so intensives Live-Erlebnis für Zuschauer und Nutzer erzeugen. Eines bleibt für mich persönlich jedoch festzuhalten: Deutschland ist demographisch bedingt wohl noch nicht bereit für den digitalen Wahlkampf. Auch wenn die Medien sich so intensiv des Themas annehmen, scheinen die Wähler sich nicht mit dem Thema “Internetwahlkampf” anfreunden zu können. Die Politik muss hier mehr bieten - die Anfänge von Thorsten Schäfer-Gümbel sind dabei nur der Grundstein für deutsche Politiker.
Was in der politischen Kampagnenstrategie fehlt ist einfach zu definieren: Geld für PR und Marketing in Zeiten von Social Media - und die motivierte Netzöffentlichkeit kann den älteren Wählern sehr wohl das Wasser reichen, die sich traditionsbewusst geben. Man muss abwarten, wie das demographische Ergebnis der Wahl ausfallen wird. Ich befürchte jedoch, dass das Ergebnis bei der heutigen Wahl neben der Tatsache, dass Frau Ypsilanti zu lange in der Öffentlichkeit stand, vor allem durch den mangelnden Anteil der jungen Generation an Wählern zustande kam. Die Politik in Deutschland muss die Wähler auch im Netz motivieren, sonst kann nichts erreicht werden und ein “Yes, we can!” am Beispiel des baldigen US-Präsidenten Barack Obama wird hierzulande nicht möglich sein.
Während Twitter auf Hochtouren läuft, ist die deutsche Blogosphäre derzeit noch allgemein etwas verhalten zu dem aktuellen Thema. Sofern erste Berichte und Reaktionen auftauchen, liste ich diese hier auf: zweipunktnull, Pottblog, querblog, kiesows, kaliban, wildbits, Jens Scholz, antibuerokratieteam, Jan Filter
Wie sehen die Leser die Relevanz von Social Media im Wahlkampf und in der Medienberichterstattung? Ist Deutschland schon soweit, um wie die USA auf dieses hohe Verbreitungsniveau zu kommen? Sollten sich deutsche Politiker an TSG trotz der Niederlage eine gehörige Scheibe von seinem Engagement abschneiden?
Es kommt darauf an, ob man als PRler für ein Unternehmen arbeitet oder sich für eine öffentliche Einrichtung oder Institution engagieren darf. Die zu verbreitenden Botschaften und die kommunikative Lage unterscheiden sich auf das Äußerste. Der strenge Wettbewerb für Städte, Länder, Verbände und alle weiteren Behörden unterliegt speziellen Anforderungen an jegliche Maßnahmen aus dem Feld der Public Relations und des Marketings.
In der Öffentlichkeit ist dieser Wettbewerb viel zu selten thematisiert, so dass ich mich über diese Nachricht irgendwie freuen kann. Die Fachzeitschrift Public Marketing ist jetzt ganz neu am Start und behandelt genau dieses spezielle Feld der modernen Kommunikation:
“Marketing und Markenführung zählen heute zu den unverzichtbaren Faktoren des Managements im öffentlichen Bereich. Mit unserem neuen Fachmagazin Public Marketing wollen wir die führende Plattform für Informations- und den Erfahrungsaustausch werden”, erklärt Peter Strahlendorf, Verleger und Herausgeber von Public Marketing.
Berichtet wird über die Marketing- und Kommunikations-Aktivitäten aus dem öffentlichen Raum nebst Vorstellung der erfolgreichen “Macher” und deren Agentur-Partner. Mit über 60 Seiten und einer Startauflage von 2.500 Exemplaren bringt der Hamburger New Business Verlag in diesen Tagen die erste Ausgabe auf den Markt. Die nächste Ausgabe wird aller Voraussicht nach im Februar 2009 erscheinen und orientiert sich schwerpunktmäßig an dem Thema Universitäten. Ab 2010 soll eine monatliche Erscheinungsweise geplant sein.
Das Internet ist BÖSE. Fiese Menschen sind für durchtriebene Machenschaften nicht verantwortlich. Unter falschen Angaben formulieren sie Meinungen und produzieren Hasstriaden der übelsten Nachrede. Macht eure Rechner aus, das Internet lauert da draußen und Menschen wie “Du und ich” könnten dich mit Fehlinformationen versorgen.
Ein Lobeslied auf das moderne Internet findet man selten im Kampf zwischen traditionellen Medien und modernem Zeitgeist. Herr Clauss hat am Wochenende in der Welt ein königliches Ei gelegt. Anstatt den Bürger mit Wahrheit zu konfrontieren, entscheidet man sich im Medienkampf gegen das Individual-Massenmedium Internet lieber zur Publikation eines halbgegorenen unreifen Stimmungstiefs. Zum Glück gibt es dazu bereits eine vortreffliche Artikelrezension, die doch einem Schlachtfest ähnelt. Der Blogkultur sei Dank! :)
Weblogs sind meiner Meinung nach eine bedeutsame Größe unserer Medienwelt. Auch wenn manche Journalisten und Blogger es nicht für möglich halten möchten, ist der Einfluss von Blogs nicht mehr weg zu denken. Insbesondere in der PR-Arbeit nimmt nutzergenerierte Berichterstattung einen hohen Stellenwert ein. Doch in unserer schönen Welt zwischen Meinungsmachern und Public Relations fällt nahezu immer ein Qualitätsanspruch unter den Tisch: Eine saubere Druckfunktion der Blogs (und einiger Onlineausgaben mancher Zeitungen und Zeitschriften) wird vernachlässigt!
Manche Blogger ignorieren schlichtweg das Bedürfnis, aus ihren digitalen Artikeln ein sauberes Dokument zu erstellen. Deshalb habe ich den Entschluss gefasst, eine Druckfunktion für dieses Blog anzubieten. Dabei ist es gar nicht so schwer, den richtigen Stylesheet im Blog zu hinterlegen - auch ich habe mich 15 Minuten hingesetzt und den originalen Stylesheet des Blogs in die Print-Variante abgespeckt. Die Integration im Header des Weblogs ist dabei kinderleicht:
<link rel="stylesheet" type="text/css" media="screen" href="http://www.sichelputzer.de/wp-content/themes/ts2009/style.css" />
<link rel="stylesheet" type="text/css" media="print" href="http://www.sichelputzer.de/wp-content/themes/ts2009/print.css" />
Warum ist dies ein Qualitätsanspruch?
PRler betreiben Medienbeobachtung in Form von Clippings. Der ausgedruckte Medieninhalt steht zwar in direktem Kontrast zum Schutze des Regenwalds, jedoch ist heutzutage das Konvertieren von digitalen Inhalten in ein PDF-Dokument allgemeiner Usus. Man sichert den Inhalt für die Ewigkeit. Auch im Privatleben gibt man einen guten Artikel trotz Social Bookmarking Services an bestimmte Bekannte und Verwandte in Form eines PDFs ab. Lustig wird es erst recht, wenn manche Studenten mit sehr hässlichen PDF-Dateien (über 10 Seiten lang) eine einzige Quelle für ihre Abschlussarbeiten auf CD gebannt einreichen. Selbst ein Professor kommt an den Rand der Frustration. Schließlich werden Weblogs immer öfter als Expertenquellen genutzt.
DOs - ausgedruckte Blogeinträge sollten nur die relevanten Informationen darstellen:
- Logo bzw. Titel des Blogs
- Titel des Artikels
- Autoren und Zeitstempel
- Vollständiger Inhalt des Blog-Artikels
- Hinweis auf Copyright oder CC-Lizenz
- Schrift: Kräftige Farben und gängige Systemfonts auf weißem Hintergrund
- Optional: Kategorien des Artikels
- Optional: Tags des Artikels
- Optional: Kommentare des Artikels
DON’Ts - verzichten sollte man in jedem Fall in der Druckvariante des Blogeintrags auf diese Kernbestandteile von typischen Layouts:
- Blogrolle
- Tagcloud
- Sidebar
- Footer (Ausnahme: Copyright/CC-Lizenz/Verfasser)
- Letzte Artikel
- Aktuelle Kommentare
- Verwandte oder Populäre Artikel
- Kommentarformular
- Navigationselemente
- Statistiken, Metainformationen, Loginmasken
- Werbung, Banner und Buttons
- Bildergalerien
Wenn man diese kleinen Tipps beachtet, kann eigentlich nicht viel schief gehen. Hier ein direkter Vergleich - links das Layout des Blogs und rechts die mit CSS veränderte Druckfunktion (zum Vergrößern klicken):
Wird die Druckfunktion ein Teil der neuen Blogkultur?
Eine schwierige Frage. Zum Spaß habe ich mir die aktuellen Top 20 der Deutschen Blogcharts genauer betrachtet. Es fällt ganz eindeutig auf, dass nahezu kein Blog mit einer sauberen Druckfunktion ausgestattet ist. Der schnelle Test mit der integrierten Druckfunktion des Browsers ergab folgendes Bild: Basic Thinking, Nerdcore, Spreeblick, netzpolitik, Stefan Niggemeier, lawblog, re:publica08, Software Guide, GoogleWatchBlog, Werbeblogger, fscklog, WordPress Deutschland, Indiskretion Ehrensache, medienlese, Blogbar, 1x umrühren bitte, Dr. Web Weblog - keines dieser Blogs hat eine saubere Druckfunktion. Ausschließlich das Bildblog und bueltge.de gehen mit gutem Beispiel voran und haben ein sauberes Ergebnis geliefert. Deutsche-Startups nutzt eine zusätzliche Seite, um das Ausdrucken von Artikeln zu ermöglichen.
Fazit
Drucken ist out? Nein, drucken ist in - nur nicht immer auf Papier. Ich hoffe, dass dieser etwas längere Artikel viele andere Blogger zum Nachdenken und zum Handeln anregt. Auch wenn wir das Web 2.0 bis zum “Geht-Nicht-Mehr” zelebrieren, sind viele Nutzer dort draußen immer noch so abgekühlt und drucken die Inhalte aus - auf Papier oder als PDF. Wie schaut es bei euch aus? Nutzt ihr eine Print-Version von eurem CSS oder bietet ihr eine entsprechende Druckseite an? :)
Das Papier stirbt aus. Die Bücher werden verbannt. Wir konsumieren E-Mails, lesen eBooks und gestalten unser Leben durch digitalisierte Information. Wer nach einem Begriff oder einer Definition sucht, findet detaillierte Wissensansammlungen in den Archiven der Wikipedia oder in vielen anderen kostenlos zugänglichen Quellen im Internet. Wir alle sind es gewöhnt unsere Kommunikation auf verschiedenen Kanälen gleichzeitig zu führen und die Informationen mit gebündeltem Feedback auszutauschen, so dass selbst Shannon & Weaver einen Orgasmus vor kommunikativer Lust bekommen würden. Wer dem nicht Folge leistet, kommt an seine Grenzen.
Der Brockhaus-Verlag ist eines der traditionsreichen deutschen Unternehmen, die den Wandel der Medienwelt am eigenen Leib spüren. Was mir noch aus den Kindertagen als Schrankwand füllende Sammlung von Büchern in Erinnerung ist und für viele Referate im einstigen Deutsch-Unterricht als die ultimative Primärquelle galt, verstaubt einfach vor sich hin. Das 21. Jahrhundert und damit die 21. Auflage des Brockhaus ist der Zenit, der finale Höhepunkt der gedruckten Informationskatalyse laut Brockhaus-Verlag:
“Die Marktanalysen zeigen eindeutig, dass die Kunden künftig Sachinformationen in erster Linie online nachschlagen werden”, berichtete der Sprecher. “Die 21. Auflage der “Brockhaus Enzyklopädie” war voraussichtlich die letzte - ab jetzt findet alles online statt.”
Wer versucht gegen kostenfreie Organisationen, die den Markt bereits eigenmächtig gebildet haben und ihn in Perfektion dominieren, mit einem Neustart anzukommen, wird höchstwahrscheinlich die Zähne ins Holz schlagen und resignieren müssen. Auch wenn der Brockhaus eine reine Online-Redaktion für ein bald durch Werbung refinanziertes Informationsportal mit relevanten und geprüften Informationen aus allen erdenklichen Wissensgebieten auf die Beine gestellt hat, befürchte ich eine wahre Bauchlandung. Die Erkenntnis kam dafür zu spät, dass sich unser aller Drang zur Informationsbeschaffung von dem gedruckten Wort auf die schnellebige, durchweg zeitlich immer präsente und dabei ortsunabhängig abrufbare Informationsquelle des Internets gewandelt hat. Selbst wenn der digitale Brockhaus qualitativ auf redaktioneller Ebene geführt wird, muss diese Umpositionierung für das Klientel, die bereits seit Jahren treue Brockhauskäufer sind, auch in den Köpfen manifestiert werden. Und wer den Brockhaus gekauft hat, wird sich nicht immer eine neue Edition zugelegt haben, sondern hortet den Brockhaus für Jahrzehnte lang im Bücherregal, bis vielleicht die Themenlage von Ost- und Westdeutschland an Relevanz verloren hat.
Meiner Meinung nach ist das Online-Projekt des digitalisierten Brockhaus auch als durch Werbung refinanziertes Portal kein Baum, der pralle Früchte tragen wird. Zu hoch ist die Dominanz der Wikipedia und allen anderen Online-Lexika, die schon längst erkannt haben, dass man nicht mehr nur auf Papier bestehen kann. Irgendwie erinnert mich das an die alte Diskussion in der Verlagsbranche, wo man von dem veränderten Leserverhalten und ihrem Medienkonsum nichts wissen wollte, bis die Anzeigenmärkte vollkommen unter den Füßen zusammenbrachen. Ironie des Schicksals - auch eine Enzyklopädie kann sterben.
Die Blogosphäre verhält sich eigenartig, hämisch und reserviert… so ganz kann es wohl niemand verstehen wollen, dass die Notbremse in dieser Form gezogen wurde.
Die Gesellschaft ist im Wandel! Wirklich! Keine abgedroschenen Sprüche, daher glaubt mir, wir repräsentieren mit unserem Lebensstil die vergleichsweise mutige Generation, die sich vom klassischen Informationsmedium Zeitung abkehrt. Wenn ich noch an die Zeit zurück denke, in der ich sogar ein regelmäßiger Leser des Lokaltitels “Flensburger Tageblatt” über fast eine Dekade war - aus dem Elternhaus gewöhnt und mit in meine erste eigene Wohnung genommen- so wird mir noch ganz warm ums Herz.
Ich habe es genossen die kleinen Anekdoten der Lokalreporter zu lesen. Auch die regelmäßige Kolumne, mit der unter einem Pseudonym tagtäglich der Schwank aus dem Stadt- und Landleben erzählt wurde, war ein Genuß für die Augen. Vor allem der Sportteil und der regionale Politikteil im Mantel brachten das Herz eines Schleswig-Holsteiner Jung’ in Wallungen. Doch dann war’s einfach vorbei. Zugegeben empfand ich es als störend während der Studienzeit einen stolzen Beitrag von monatlich an die 35 Euro für eine Tageszeitung zu bezahlen, aber das Internet brachte es letztendlich auf den Punkt: Die Schnelligkeit der Informationen bringt einen von den klassischen Medien weiter weg als jemals zuvor. Gerade in Bezug auf Tageszeitungen frage ich mich auch deswegen, ob wir wirklich frei von Vorurteilen sind? Alles was ich im Prinzip benötige, entnehme ich den großartigen Nachrichtenseiten im Netz oder spätestens am Abend helfen die politischen Magazine und Nachrichtensendungen im Fernsehen ein wenig Information zu transportieren. Einzig und alleine Fachzeitungen und -zeitschriften kommen regelmäßig auf den Tisch und werden intensiv konsumiert.
Doch ein Phänomen, was natürlich den Medienhasen bekannt ist, konnte ich diese Tage bestens beobachten. Jeden Morgen flatterte ein Exemplar der “Ostsee Zeitung” ins Haus. Meine geschätzte Schwiegermutter hatte ihr Abonnement für die eine Woche, in der sie uns besuchte, als Nachsendung zu uns geschickt. Man fühlt sich in dem Moment wieder in der Annahme bestätigt, dass das Klientel der Lokalblätter sehr stark an die Altersstruktur gekoppelt ist. Ich würde nie im Traum darüber nachdenken, ein Abonnement für den Kölner Stadtanzeiger abzuschließen oder gar die BILD oder den Express mehr als zwei Mal im Monat zu kaufen. Doch die ältere Generation schätzt ihre Zeitungen mehr als unsereins - doch der Old-School Zeitungskonsum und die Bindung an solche Lokalblätter ist nicht mein Ding. Ich habe das vage Gefühl trotz irgendwelcher Studien und ihren entsprechenden Ergebnissen, dass es noch maximal zwanzig Jahre dauern wird, bis die lokalen Tageszeitungen radikal aussterben - wenn nicht sogar viel früher und schneller durch die Konvergenz der Medien und insbesondere Anpassungen in der Werbebranche an die neuen Medien.
Wir leben in einer Gesellschaft im Wandel - so waren die eingangs formulierten Worte. Vielmehr sind wir im Wandel mit uns selbst, denn der Bezug zu einer lokalen oder regionalen Zeitung ist aufgrund unser aller Mobilität durch Ausbildung, Studium, Arbeit und die dazu nötige Flexibilität auf ein geringes Maß gesunken, dass nur die überregionalen oder fachspezifischen Titel den Wandel der Gesellschaft auch stand halten werden. Klar - kein wirklich neues Thema, über das man schreiben muss, doch es gibt einem schon zu denken, wenn man es am eigene Leib spürt.
Am Freitag wurde bekannt, dass die Südwestdeutsche Medien Holding (SWMH) die renommierte liberale Tageszeitung übernommen hat. Der Verkauf soll Ende Februar 2008 mit 81,25 Prozent am Verlag besiegelt sein und so der SWMH die Marktführerschaft unter den überregionalen Zeitungen bringen. Wie schaut es um die Zukunft der Süddeutschen Zeitung aus? Wird die Übernahme etwas verändern? Kann die Berichterstattung der Süddeutschen durch eventuel mögliche personelle Konsequenzen beeinflusst werden?
Was den Lesern bleibt ist wohl eher die Hoffnung auf eine Besserung. In der Vergangenheit konnte die Redaktion der Süddeutschen sich einen Namen für eine gewisse Engstirnigkeit in Bezug auf Themen des Internets machen, was keinesfalls als eine liberale Einstellung zu werten ist. Zumindest fiel dies den Lesern und der Blogosphäre vermehrt auf. Vielmehr betont auch die vielbebloggte Kommentarproblematik (mit Lösungshilfe) den Irrweg einer Redaktion wie er hätte besesr gemacht werden können. Die neuen Besitzer des Verlages zumindest könnten das Ruder ein wenig herumreißen, jedoch vertreten Verlagsbesitzer und Redakteure selten die gleiche Meinung in Punkto Berichterstattung und das Beziehen einer aktuellen Position - wie gegenüber dem Internet, den Blogs und der damit verbundenen Rechtsprechung.