Interview mit Talk2Move

Face-to-face Fundraising wird immer wichtiger, um möglichst viele Menschen in direktem Kontakt davon zu überzeugen, dass es wichtig ist, selbst geringe Geldbeträge zu spenden, die Non-Profit-Organisationen, wie z.B. dem WWF, den SOS-Kinderdörfern, der Stiftung Weltkinderhilfe oder auch dem Malteser Hilfsdienst zu Gute kommen. Doch vor allem in politisch unsicheren Zeiten und Verhältnissen in denen sich die Politik oft machtlos gegenüber wirtschaftlichen Interessen zeigt, ist es wichtig das Bewusstsein der Menschen dafür zu schärfen, selbst Verantwortung zu übernehmen und durch die Unterstützung unabhängiger Organisationen einen Beitrag dafür zu leisten.
Die face-to-face FundraiserInnen von talk2Move unterstützen mit ihrer wertvollen Arbeit genau diese Organisationen. Sie versuchen vor allem Förderer zu gewinnen, denen es genauso am Herzen liegt durch eine langfristige Spende entscheidend zu helfen. Dem Regenwald, den Ozeanen, hungerleidenden Menschen oder politisch Verfolgten kann schließlich nicht von “heute auf morgen” geholfen werden.

Interview mit Nadine Sachse, Leitende Personalmanagerin von Talk2Move

Frau Sachse, Fundraising für gemeinnützige Organisationen, die sich für den Schutz der Umwelt oder den Schutz von Menschenrechten einsetzen gewinnen seit Jahren immer mehr an Bedeutung. Inwieweit sind sich die Menschen, die Sie kontaktieren, überhaupt der Problematiken der Welt bewusst?

Das ist von Person zu Person ganz unterschiedlich. Generell merken wir natürlich, wie sich die Menschen – insbesondere durch das Internet – immer besser informieren und somit auch zu komplexen Sachverhalten eine Meinung haben. Auf der anderen Seite treffen wir auch auf Menschen, die sich der Problematiken der Welt so gut wie gar nicht bewusst sind. Wir versuchen aber nicht darüber zu urteilen, wenn ein Passant nicht weiß welche Menschenrechte es gibt, oder sich dessen nicht bewusst ist, dass es auch auf uns einen Einfluss hat, wenn die Regenwälder im Amazonas gerodet werden. Im Gegenteil: Gerade hier sehen wir es als unsere Aufgabe die Menschen aufzuklären und somit ein Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen.

Nomen est omen „Reden um zu bewegen“ ist das Credo Ihrer Firma. Wie schaffen Sie es die Menschen im direkten Dialog von der Wichtigkeit Ihrer Arbeit zu überzeugen?

Da kommen verschiedene Faktoren ins Spiel. Zunächst arbeiten wir für sehr transparente, seriöse und bekannte Vereine, die generell in der Bevölkerung ein hohes Ansehen und Vertrauen genießen – das zeigen auch sämtliche Umfragen. Solche Werte können sich diverse Parteien oder Firmen wohl nur wünschen. Aber wir erzählen den Menschen i.d.R. ja auch nicht viel Neues. Das es hungerleidende Menschen gibt und die Umwelt zerstört wird, bekommt jeder von uns bereits im Kindesalter mit – auch wenn es uns die meisten Massenmedien und unser Alltag meist vergessen lassen, weil andere Themen die Agenda beherrschen. Unser Job ist es die Menschen dazu zu bewegen sich des Umfangs der Problematik bewusst zu sein und gleichzeitig nicht pessimistisch, sondern entschlossen zu handeln. In unserem Falle bedeutet das, konkret eine Hilfsorganisation bei ihren Projekten zu unterstützen und zwar mit einem kleinen, dafür regelmäßigen finanziellen Beitrag. Denn Nörgeln kann jeder – aber der nächste Schritt ist auch einen Lösungsweg zu unterstützen. Nachdem viele Menschen diesen Lösungsweg der Politik nicht mehr zu trauen, vertrauen sie eher unabhängigen Organisationen, die sich voll und ganz Umweltthemen, Menschenrechten oder der Entwicklungszusammenarbeit widmen.

Die Arbeit als face-to-face FundraiserIn wird bei Ihnen sowohl als Nebenjob- und Studentenjob, aber auch langfristig geleistet. Wie sind Ihre Erfahrungen mit diesem Modell?
Die meisten unserer MitarbeiterInnnen sind sehr junge Leute, die sich gerade in einer Ausbildung befinden bzw. in einer Zwischenphase ihrer Laufbahn, weil sie z.B. auf einen Uni- oder Ausbildungsplatz warten. Für diese Personengruppe sind wir insofern ein attraktiver Arbeitgeber, da bei uns jede/r sich selbst seine Arbeitszeiten aussuchen kann. Diese Flexibilität ermöglicht es dann beispielsweise Studenten, in ihrer vorlesungsfreien Zeit und dann wenn sie keine Klausuren haben, bei uns zu arbeiten. Diese freie Zeiteinteilung kommt bei einer mobilen und flexiblen Altersgruppe natürlich gut an.

Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, um face-to-face FundraiserIn zu werden?

Fest zu halten ist: Nicht jeder ist zum Fundraiser bzw. zur FundraiserIn geboren. Auch wenn unsere Teamleiter und Coaches ihr Möglichstes geben um unsere Mitarbeiter in Rhetorik zu schulen, sind ein gewisser Charakter und ein Durchhaltevermögen essentiell um in dem Job erfolgreich zu sein. Generell sollten FundraiserInnen natürlich gerne mit Menschen sprechen, einen gewissen Idealismus mitbringen und Esprit versprühen. Soziale Kompetenzen sind ein „must-have“ in diesem Job, weil man in jedem Gespräch individuell auf die Person eingehen können muss.

Welche Mehrwerte ergeben sich für die face-to-face FundraiserInnen durch Ihre Arbeit?

Bei uns lautet die Devise: Fordern und fördern! Der Job ist zwar mit Sicherheit ein anstrengender, dafür bekommen unsere MitarbeiterInnen auch viel zurück. Zunächst ermöglichen wir es den jungen Leuten quer durch Deutschland – von Stadt zu Stadt - zu reisen und dabei junge gleichgesinnte Menschen kennen zu lernen. Daraus ergeben sich nicht selten langfristige Freundschaften – und manchmal auch mehr. Aber man erwirbt natürlich auch Know-how in den Bereichen Kommunikation, NGOs und Politik, die einem die Schule bzw. Universität vielleicht durch Bücher nicht vermitteln kann. Essentiell ist aber natürlich auch die Tatsache, einen Job auszuüben, der auch einen Sinn hat und einen gesellschaftlichen Mehrwert erzeugt. Und nicht zuletzt ist natürlich auch der Verdienst für einen Nebenjob ein sehr guter.

Wie genau funktioniert die Zusammenarbeit mit den unabhängigen Organisationen, die sie durch ihre Arbeit unterstützen?

Wir sehen die Vereine für die wir Arbeiten nicht als Kunden, sondern als Partner. Jeder Einzelne unserer Mitarbeiter identifiziert sich mit den Projekten der Vereine und steht voll und ganz dahinter. Dies ist zwar keine Voraussetzung, ergibt sich aber im Laufe der Tätigkeit von selbst. Wir sind uns bewusst, dass unsere Art der Werbung zwar eine nicht ganz unumstrittene, jedoch höchst effiziente Methode zur Neuspendergewinnung ist. Klassische Methoden, wie Werbepost oder Plakatwerbung bringen den Vereinen immer weniger Einnahmen. Unser Vorteil ist die direkte Ansprache, in der wir auf die Bedenken der Passanten eingehen können. Natürlich erhalten wir auch Feedback zu den Projekten, welches wir den Vereinen zurückgeben können. Zudem sorgen wir dafür, dass die Vereine in der Bevölkerung überhaupt wahrgenommen werden – was in einer Gesellschaft wo viele große Marken um die Ressource Aufmerksamkeit konkurrieren, natürlich langfristig von großer Bedeutung ist. Durch ein seriöses Auftreten schaffen wir es nämlich nicht nur direkt Fördermitglieder zu genieren, sondern auch indirekte Effekte zu erzielen. Wir schaffen von Gespräch zu Gespräch ein Bewusstsein. Denn wie sagte schon Friedrich Dürrenmatt: „Was uns alle angeht, können wir nur gemeinsam lösen.“