Im Euroweb viel Neues!
Abmahnen. Jeder Unternehmer kennt dieses Wort. Abmahnen bedeutet für viele Unternehmer, einem anderen Unternehmer oder Konkurrenten etwas zu untersagen, was er/sie fälschlicherweise tun. Oder was ihnen anscheinend gar nicht schmecken möchte.
Wer abmahnt geht den üblichen Weg - per Schreiben des hauseigenen Anwalts. Das erhält der Abgemahnte, und akzeptiert oder geht den gerichtlichen langatmigen Weg. Wenn es aber um Privatpersonen geht, sehen sich gewisse Firmen als “übermenschlich” an, was ihre politische, juristische und pressewirksamen Machtverhältnisse wiederspiegelt.
Was zum Teufel denken sich eigentlich Unternehmen, wenn sie aber einzelne Menschen abmahnen? Hier herrscht Meinungsfreiheit in Deutschland. Da kann ich auch prinzipiell in einem persönlichen Internet Weblog schreiben, dass ihr mir stinkt, wenn ihr mir stinkt. Herr Vetter hat dies vortrefflich formuliert: Bedrohte Blogger.
Warum der Stress mit Abmahnungen uns heute beschäftigt, ist einfach erklärt: Wir hatten am Wochenende besseres zu tun, als sich durch die quälende Masse an Blogeinträgen von diversen Autoren zu lesen. Kurz aber zusammengefasst lässt sich sagen, dass Kleinbloggersdorf in heller Aufregung ist. Herr Jens Scholz wurde von dem Unternehmen Euroweb abgemahnt. Das ist nichts besonderes, aber laut deren Aussage wurde folgendes dem ganzen zu Grunde gelegt:
In verschiedenen Beiträgen und Kommentaren auf Ihrer Internetseite verbreiten Sie unwahre und beleidigende Behauptungen über unsere Mandantin, die diese auf das übelste herabwürdigen und verunglimpfen. Sie schwärzen unsere Mandantin unter Behauptung unwahrer Tatsachen an.
Na mal ganz ehrlich, wenn solche Unternehmen wie Euroweb ihre Probleme damit haben, was die Kunden darüber schreiben, schicken sie also gleich den Anwalt hinterher? Und wenn der Kunde dann über Erfahrungen mit dem Unternehmen schreibt, darf er es nicht, weil sich das Unternehmen in Miskredit gebracht sieht? Könnte das andere Kunden davon abhalten, bei denen noch weiter Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen?
Dies ist ein Affront gegen die Meinungsfreiheit, die immer noch in Deutschland per Grundgesetz fest geregelt ist. Ja, einige Unternehmen würden sie am liebsten niederbrennen, diese kleinen Artikel im Grundgesetz. Wenn ich “Piep baut Mist” sage, darf ich das nicht, weil die Piep GmbH aus Tuckendorf das mit sich in Verbindung bringen würde? Und wenn es halt eine Tatsache ist, die von mir subjektiv erfahren wurde? Na bitte, ich darf es doch, denn solange es eine Tatsache ist, die ich behaupte, dann kann man mir gar nichts.
Das freudige Abmahnen, liebe Unternehmen, bringt euch doch nur eines: Eine Belohnung namens Negative PR! Negativ heißt schlecht, unschön, traurig, und keinesfalls gut, schön, toll, lobenswert. Warum sich ein Unternehmen, dass es also besser wissen sollte, was Unternehmenskommunikation und das Dasein mit und neben den Kunden bedeuten mag, sich mit ihren Kunden immer gerne wieder anlegen möchte, das bleibt wirklich ein schleierhaftes Unterfangen.
Denken wir doch mal so: Wenn Microsoft sich bei einigen Damen und Herren mit einer Abmahnwelle ankündigen würde, dann gibt es einen solchen PR-Gau, dass die Sesselpuper in Redmond unglaublich in die Hosen scheißen würden. Aber das kleine deutsche Unternehmen, was ja mit seinen deutschen Tugenden schon etwas von sich hält, denkt, es käme da einfach so durch.
Persönlich kann ich daher nur empfehlen, bei keinem solcher Unternehmen auch nur irgend einen Cent zu verschwenden, wenn Kunden oder Meinungsmacher durch die gesetzlichen Vertreter des Unternehmens wie in obigem Fall abmahnt werden. Pfui!
Wir haben, wir Ihr vielleicht wisst, unsere eigenen leidvollen Erfahrungen mit jenem Herrn aus Neu Isenburg gemacht. Und zugegeben: Wir (im wesentlichen ich) waren nah dran mit einer Strafanzeige zu aufzuwarten.
Nun hat sich einer meiner Lieblingswahlsprüche bewahrheitet und eine neue Sau läuft durchs Dorf.
2 Wochen früher hätte ich wohl noch selbst die Faust zum Arbeitergruß erhoben und lauthals “Solidarität” gerufen. Nachdem ich mich aber - etwas eingehender mit jenem Blog beschäftigt habe und zu der Erkenntnis gekommen bin, dass allein die Veröffentlichung einer von Mattschen E-mail noch keinen Woodward oder Bernstein formt, kann ich auch nachvollziehen, dass sich manch ein Unternehmen durch allzu adoleszentes Geblubber des einen oder anderen Blogbetreibers verunglimpft fühlt.
Und vielleicht - aber nur vielleicht - trennt sich so über kurz oder lang die Spreu vom Weizen.
Wirklich kaum zu glauben, wie dreist manche Firmen auf Kritik, sei sie auch noch so berechtigt, reagieren. Anscheinend merken die nicht, dass sie sich mittlerweile mit ihren Abmahnungen nur noch mehr schlechte PR einhandeln… wenn der Zug einmal ins Rollen gekommen ist, lässt er sich eben nicht mehr so einfach anhalten. Das sollte uns Hoffnung geben, nützt aber zugegebenermaßen denen, die sich augenblicklich mit Abmahnungen herumschlagen müssen, herzlich wenig. Höchste Zeit, dass der Gesetzgeber aktiv wird und solchen offensichtlichen Versuchen, die Meinungsfreiheit zu beschneiden, einen Riegel vorschiebt.
[...] Das ist ja mal eine wirklich transparente Geschichte wie bei Robert zu lesen ist, die sich im jüngsten Abmahnskandal um Moni und den Arbeitgeber ihrer Bekannten “Transparency Deutschland” dreht. Nachdem in den vergangenen Tagen schon Euroweb in der Blogosphäre Schlagzeilen gemacht hatte, legt sich jetzt ein weiteres Unternehmen mit den Blogautoren an. Das ist ja fast schon gefundenes Fressen, wenn man sich die TopTen der Suchbegriffe auf Technorati anschaut: [...]