Telagon Sichelputzer
Sammelsurium:

Abgesang TV, Lobeshymne Internet

Laut der neuen “Mediascope Europe 2008“, einer aktuellen Studie der European Interactive Advertising Associaton (EIAA), setzen die Menschen in Europa in Zukunft auf ein Medium: Das Internet avanciert sich endlich auch für die Wissenschaft und für Vermarkter von einem kommunikativen, informativen Medium zu dem Supermedium der Unterhaltung und sozialen Interaktion.

Im Gegensatz zum klassischen Fernsehen feiern digitale Medieninhalte ihren Siegeszug. Und ganz ehrlich - mit seiner puren Berieselungsfunktion und nahezu minimalistischer Call-In-Aktivität kann das altbackene TV-Programm nebst grottigem UriGellerTainment (UGT statt UGC - eine brandheiße, neue Wortschöpfung!) kaum Punkte sammeln. Je jünger die potentiellen Zuschauer sind, desto stärker ist ihr Bedürfnis das Internet zur Unterhaltung zu nutzen. Insbesondere die junge Generation Internet verzichtet auf klassische Medieninhalte, weil ihnen das Internet den traumhaften Gedanken der Medienkonvergenz bietet: Schnellstmöglicher Zugriff auf unzählige frei verfügbare Informationen mit der Möglichkeit zur eigenen Selektion. Und das alles wird unabhängig von Zeit und Ort geliefert.

Für mich ist das nur ein weiterer Beweis der durchaus weitsichtigen Visionen von diversen Web 2.0 Gründern, die genau diese Bedürfnisse mit ihren Applikationen und Social Networks erfüllen können. Die Nutzer danken es zu Recht. I’m lovin’ it. :)

Public Relations:

Geldverpulverung für kredit.de

Vor knapp einem Jahr wurde die Domain “poker.de” bei einer Auktion für die Summe von 695.000 Euro verkauft. Bis heute galt diese Summe als der höchste Preis, der bisher offiziell für eine deutsche Domain erzielt wurde. Jetzt legt die Unister GmbH über Sedo nach und hat die Internet-Domain “kredit.de” für die Rekordsumme von 892.500 Euro gekauft.

Bei einem Preis wie diesem und der öffentlichen Kommunikation als PR-Lobhudelei muss ich mit offenen Worten sagen: Seid ihr nicht alle ganz dicht? Spendet doch das Geld für wohltätige Zwecke. Macht etwas sinnvolles und nährt die Armen. Von einer Summe in dieser Höhe können unglaublich viele Familien und Bedürftige ernährt werden. Doch ihr ballert das Geld lieber für eine einzige Domain heraus, die bestimmt in naher Zukunft mit einem monetarisierten, refinanzierbaren Finanzprojekt verbunden ist, bei dem man als privater Verbraucher als Nutzer letztendlich sowieso nur in Geldsorge schwebt. Sorry, aber das ist eine Geldverpulverung der feinsten Sorte. Pfui!

Blogkultur:

Back in Town

Der Urlaub ist vorbei. Köln hat mich wieder. Die Zeit an der Ostsee war wirklich wunderbar. Wie schön es dann doch wieder ist, einen geregelten Arbeitsalltag genießen zu dürfen. Ich ertrinke in der Aufholjagd nach allem, was während meiner Urlaubszeit angefallen ist. Struktur, Zeitmanagement und Organisation sind die tugendhaften Werte, die am Tag nach dem Urlaub zählen.

Aber die Zeit ohne das Internet und den täglichen Drang zur Selbstinszenierung mit Web 2.0 und den Medien tat richtig gut. Ich habe das Gefühl (und es manifestiert sich immer stärker), dass ich das ganze Bimbamborium rund um die Blogkultur in Deutschland auch nur dann brauche, wenn ich mich intensiv mit den Medien beschäftige. Abstinenz hilft den kühlen Kopf und den Überblick zu bewahren. :)

Medien:

Marktanteile zur EM 2008

Die Euro 2008 zieht die Marktanteile auf sich. Die Fußballbegeisterung in Deutschland brachte am gestrigen Abend insgesamt 23,66 Millionen Zuschauer (zeitweise bis zu 25,99 Millionen) vor den Fernseher zum Spiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Polen. Mit demnach 69,9 Prozent ist der Marktanteil gewaltig. Zwar wurden die von mir prognostizierten 90 Prozent nicht geknackt, doch die Straßen waren wie leergefegt.

Alles in allem ist und bleibt die Fußball Europameisterschaft 2008 ein mediales Großereignis von nationaler und internationaler Größe. Ich persönlich hoffe, dass Deutschland die Vorrunde gut überstehen wird und ins Finale einziehen darf. :)

Medien:

Einschaltquote zur EM 2008

Wenn man nicht bedenkt, dass derzeit die Halbzeitpause im Spiel von Deutschland vs. Polen ist, würde man sich darüber wundern, dass die Straßen wie leergefegt sind. Der heutige Abend der Fußball Europameisterschaft 2008 ist ein wahrer Gassenhauer. Keiner ist draußen. Da fragt man sich, ob es eine Einschaltquote in Höhe eines Marktanteils von +90% gibt… ob so etwas möglich ist?

Die Euro 2008 wird es uns lehren. Der Medienkonsum ist schlichtweg ein Spaß und eine bunte Mischung. Man schaut Fernsehen, konsultiert Internetwebseiten, die manchmal auch von der Live-Übertragung zur EM posaunen, chattet mit Bekannten auf Skype und Konsorten oder gönnt sich den weltweiten Live-Chat zur Euro 2008 mit Twitter. Irgendwie pervers, aber dennoch lustig. Und wer glaubt, es gäbe einen guten Live-Stream, der sollte einfach in der Glotze ein wenig flimmern. Besser geht’s doch nicht. :)

Familienleben:

Morgen gibt’s das Internet

Zumindest nach der Aussage von meinem Kölner Internet-Provider netcologne sollen morgen am Vormittag die DSL-Anschlüsse in unserer neuen Wohnung verfügbar sein. Ich bin sehr gespannt auf den Moment, wenn unsere kleine Familie wieder auch zu Hause digital erreichbar ist. Dann flutscht es wieder mit 18-MBit durch die Weiten des digitalen Universums.

Was mich jedoch daran stört: Der Anschluss gehört scheinbar dem Internet-Provider und ist laut Aussage diverser anderer Anbieter wie UnityMedia oder Arcor nicht für andere Provider freigegeben. Soviel zur hochbeschworenen Marktfreiheit. Vor Jahren hieß es noch, dass Monopole auf dem Telekommunikationsmarkt böse wären und reguliert sein sollten… heute baut man wohl gerne noch sein eigenes Monopol auf. :)

Familienleben:

Rückblick auf den Umzug

Anstrengend. Mühsam. Umzugsunternehmen hat falschparkende Kfz nicht abschleppen wollen. Küchenbauer ist nicht erschienen. Stunden des BHW-Prinzips mit Bangen, Hoffen, Warten. Heute sind andere Küchenbauer dabei die Küche aufzubauen. Immerhin ein positiver Lichtblick im Dunkel des Umzugs.

Fünf Tage offline. Bis zum 29. Mai kein Internet und Telefon zu Hause. Irgendwie stellt man fest, dass man rein privat gesehen ganz gut auf das Internet verzichten kann. Nur die Handynutzung ist manchmal sehr teuer, wenn die ewigen Telefonate geführt werden müssen.

Blogkultur, Social Media, Videos:

Web 2.0 - Der Film

Nach fast einem halben Jahr ist der Web 2.0 Film endlich in den deutschen Kinos der deutschen Blogosphäre angelaufen.

Link: sevenload.com

Die 35 Minuten bieten intensiven Genuß für Szenekenner und Neueinsteiger in die Web 2.0 Szene von Deutschland. Anhand von einigen bekannten Gesichtern versuchen die Macher des Films die Beweggründe für Web 2.0 und natürlich die Strategien der beteiligten Akteure transparent zu machen. Interview-Statements erklären die Geschichte und den Wandel von Web 2.0 und bieten einen Einblick in das Umfeld der Macher von Web 2.0 Plattformen.

Medien, Spam:

Made My Day: Kommentarstreik bei der SZ

In Hinblick auf die jüngsten Entwicklungen rund um die Haftung für Kommentare in Onlineforen und Weblogs entwickelte sich heute eine schöne Randerscheinung: Die Süddeutsche verhält sich still und hüllt sich in Schweigen in Punkto Kommentare zu eigenen Artikeln auf der Online-Präsenz. Zumindest trifft das für den geregelten Feierabend in den Abendstunden und am Wochenende zu, denn in der Zeit werden die Kommentare nicht freigegeben und nicht moderiert.

Eine solche intensivere Betreuung erfordert die ständige Präsenz aktiver Moderatoren. Deshalb werden wir die Kommentarfunktion ab sofort zwischen 19 Uhr abends und 8 Uhr morgens einfrieren. Das bedeutet, dass in dieser Zeit auf sueddeutsche.de keine Kommentare publiziert werden können. Dieser “Freeze“ gilt auch für die Zeit am Wochenende - zwischen Freitag, 19 Uhr, und Montag, 8 Uhr - sowie für Feiertage.

Zappenduster, Licht aus, auf zum Bierchen und die Medienwelt mal vergessen. Wäre ja schön, wenn man den Stecker für die lustigen Internetnutzer gleich mit rausziehen kann. Die Reaktion der “Communityleser” ist die ideale Antwort auf das Gebahren der deutschen Selbstjustiz des Verlages:

Dieser Artikel wird nicht kommentiert. Es handelt sich dabei um eine Reaktion der Teilnehmer des suedcafés auf die Beschränkungen der Kommentierungen auf die Zeiten zwischen 8 und 19 Uhr an Werktagen. Das macht ein Kommentieren für viele Teilnehmer gänzlich, für die meisten Teilnehmer weitgehend unmöglich.

Das hat den Tag doch irgendwie gerettet. Als Blogbetreiber ist man in der Regel immer hinter seinen Pappenheimern her, aber eine generelle Freischaltung ist viel zu aufwendig für den kleinen Mann… finde zumindest ich. Ob das vielleicht gegen Spam in der Nacht hilft? Oder hilft ein wenig sanktionelle Redebeschneidung die Wertigkeit des Blattes zu steigern?

Social Media:

Vollsperrung auf der Internetautobahn

Google erregt in diesen Tagen wieder die Gemüter. Auch bei Arcor hat man sich über einen Eilantrag gefreut, der Google für Arcorkunden blockieren soll. Laut Informationen von heise reichte die Firma, die einst die Sperrung von “Youporn” verlangte, den Antrag aufgrund “systematisch begangener schwerer Straftaten auf den Webseiten www.google.de und www.google.com” ein. Um es kurz zu fassen:

Arcor dürfte nach menschlichem Ermessen bekannt sein, dass man diese Webseiten als in Anspruch genommener Zugangsanbieter verbreite. Folglich trage der in Eschborn angesiedelte Dienstleister zumindest als Mitstörer zu den “entsetzlichen Verstößen auf dieser schrecklichen Webseite” bei. Die Antragstellerin habe Arcor am 20. November auf den Befund hingewiesen und Gelegenheit gegeben, die Seiten des Suchmaschinenprimus zu sperren. Eine Reaktion sei daraufhin genauso wenig erfolgt wie auf eine formale Abmahnung drei Tage später. Die Inanspruchnahme gerichtlicher Hilfe sei daher nun unerlässlich.

Für meinen Geschmack ist dies ein echter Lasttest für das deutsche Rechtssystem, das sich durch immer wieder auftretende Irrwege im digitalen Zeitalter für die Rechtsprechung bezogen auf Onlineangebote und Internetdienstleistungen immer wieder in die Medien katapultierte. Wenn Arcor den Zugriff auf Google sperren soll, kann ich nur empfehlen: Macht das Internet zu! Alles ist böse.